Bei der "Berliner Zeitung" ist der Streit zwischen Redaktion und Josef Depenbrock, Geschäftsführer und Chefredakteur in Personalunion, inzwischen eskaliert. Der Redaktionsausschuss reichte jüngst Klage beim Amtsgericht Berlin ein, um Depenbrock zur Aufgabe eines seiner beiden Ämter zu bewegen. Doch auch in anderen Blättern des Mecom-Reiches herrscht alles andere als eitel Sonnenschein.
Heinrich Klaffs, Redakteur und Betriebsrat bei der "Hamburger Morgenpost" sagte dem "journalist": "Die Redaktion kriecht buchstäblich auf den Brustwarzen." Von anfangs 70 "Mopo"-Redakteuren sei die Zahl in den vergangenen zweieinhalb Jahren auf 49 Kräfte zurückgegangen. Seit Montgomerys Einstieg im Jahr 2006 bestehe ein Einstellungs- und Nachbesetzungsstopp.
Nun befürchte man bei der "MoPo", als "Wurmfortsatz" des "Berliner Kuriers" den Status als Vollredaktion zu verlieren. Schon jetzt produziere der "Berliner Kurier" 60 Prozent der Inhalte der 2006 neu gestarteten "MoPo"-Sonntagsausgabe. Außerdem liefere der "Berliner Kurier" drei Panoramaseiten und die Medienseite nach Hamburg. Dem "journalist" sollen zudem demnächst die Ressorts Nachrichten und Politik ausgedünnt werden, zudem sollen "Hamburger Morgenpost" und "Berliner Kurier" bis zum Sommer eine gemeinsame Onlineredaktion bilden.
Bei der "Berliner Zeitung" schwelt der offene Konflikt unterdessen weiter. "Es ist kein erdrutschartiger Abbruch, den der Leser von Dienstag auf Mittwoch bemerken würde", so Redaktionsausschuss-Sprecher Thomas Rogalla über den schleichenden Qualitätsverlust der Berliner Zeitung. Die Finanzknappheit stürze die Redaktion aber täglich in kleinere und größere Konflikte. So werde die Trennung zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten "zunehmend aufgeweicht" und Recherchen könnten aus Zeitgründen oder Personalmangel nicht zu Ende geführt werden.