Foto: PremiereDas Bundeskartellamt brummte SevenOne Media und IP Deutschland im vergangenen Jahr Rekordstrafen von zusammengerechnet 216 Millionen Euro wegen des "Verdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung sowie wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei der Vermarktung von Fernsehwerbung" auf. ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe akzeptierten die saftigen Strafen, um noch größeren Schaden abzuwenden - schließlich stand das neue Jahr vor der Tür und die Werbekunden sollten nicht noch weiter verunsichert werden. Ein Schuldeingeständnis sei das aber nicht, unterstrich man bei beiden. 

Dennoch könnte RTL und ProSiebenSat.1 das Verfahren womöglich noch teurer zu stehen kommen als durch die hohen Bußgelder ohnehin schon. So wurde kürzlich bereits bekannt, dass die Mehrheit der RTL II-Gesellschaft - mit Ausnahme der RTL Group selbst natürlich - eine Klage gegen RTL und ProSiebenSat.1 prüfen. So sollen sich die übrigen Gesellschafter um insgesamt 60 Millionen Euro geschädigt sehen - und wollen dafür womöglich Schadensersatz vor Gericht einklagen. RTL II-Chef Starke bestätigte entsprechende Überlegungen inzwischen.

Ein Beispiel das Schule machen könnte, auch bei anderen Vermarktern. In einem Interview mit "Werben & Verkaufen" kündigte nun auch Premiere-Chef Michael Börnicke an, juristische Schritte gegen die großen privaten Sendergruppen zu prüfen. Sollte Premiere durch die angeblichen Absprachen ein Schaden im Bereich der Werbezeitenvermarktung ein Schaden enstanden sein, behalte man sich rechtliche Schritte vor. Börnicke: "Wir prüfen gerade, ob uns ein Schaden entstanden ist." Auch nach der Einstellung des Kartellverfahrens könnte ProSiebenSat.1 und RTL die Angelegenheit also noch eine ganze Weile beschäftigen - und womöglich noch viel Geld kosten.