Mit großem Pomp startete der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber am 26. Oktober 2005 auf den "Medientagen München" mit einem Knopfdruck die beiden HDTV-Kanäle von ProSiebenSat.1, ProSieben HD und Sat.1 HD. Die Sender bieten seitdem das normale Programm von ProSieben und Sat.1, wobei vor allem Blockbuster und einige US-Serien in originärem HDTV ausgestrahlt werden, das restliche Programm wird lediglich hochskaliert.
Zum Start sagte ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch damals: "Die neue digitale TV-Technologie ist ein Schritt in die Zukunft des Fernsehens. Mit Sat.1 HD und ProSieben HD wollen wir dazu beitragen, dass sich der neue hochauflösende TV-Standard durchsetzt." Das hat offenbar aber nicht in der erhofften Geschwindigkeit geklappt. Bislang sind nach ProSiebenSat.1-Angaben nur ca. 150.000 TV-Haushalte in der Lage, ProSieben und Sat.1 in HD-Qualität zu empfangen. Falls der Start damals also ein Schritt in die Zukunft war, schreitet man nun wieder ein ganzes Stück zurück.
Bereits am kommenden Samstag beendet die ProSiebenSat.1-Gruppe vorerst ihr HDTV-Engagement und stellt die Verbreitung der beiden frei empfangbaren HDTV-Kanäle Sat.1 HD und ProSieben HD über Satellit, Kabel und DSL ein, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Erst ab dem Jahr 2010 will ProSiebenSat.1 das hochauflösende Programm dann wieder anbieten. Dann verfüge die Gruppe auch über einen dritten digitalen Satellitentransponder und eigene Kapazitäten für HD-Programm, wie es heißt.
Trostpflaster bis dahin: Die regulären Programme von Sat.1 und ProSieben sollen verstärkt auf das Breitbild-Format 16:9 umgestellt werden, wie es zahlreiche andere Sender bereits vormachen. ProSiebenSat.1 sieht in dieser strategischen Entscheidung eine Konzentration auf "die für die Zuschauer relevanten technologischen Entwicklungen der Zukunft". HDTV gehört da derzeit offenbar nicht dazu.
Bei Premiere, das seit längerem ebenfalls zwei - allerdings kostenpflichtige - HD-Kanäle im Angebot hat, äußerte man Bedauern über die Entscheidung von ProSiebenSat.1. Dadurch werde "der Durchbruch zum HDTV-Massenmarkt leider weiter hinausgezögert", so Ronald Fiedler, Projektleiter HDTV bei Premiere. Premiere hatte nach eigenen Angaben Ende 2007 rund 110.000 Abonnenten für Premiere HD oder Discovery HD. "Es gibt keine Ausreden, wir beweisen tagtäglich, dass HDTV in Deutschland längst Realität ist", so Fiedler.