Foto: PhotocaseLaut Roger Schawinski, dem ehemaligen Geschäftsführer von Sat.1, herrscht in den Chefetagen der deutschen Privatsender derzeit große Ratlosigkeit. "Was früher funktionierte, funktioniert heute nicht mehr", sagte Schawinski in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" anlässlich des Versagens deutscher Serien beim Publikum. Eine der Ursachen sieht Schawinski in der hohen Produtkionsqualität der derzeit äußerst erfolgreichen US-Serien. "Die amerikanische Serie CSI hat erst so hohe Maßstäbe gesetzt, dass dagegen jede deutsche Serie, und sei sie noch so aufwändig produziert, wie ein Abklatsch wirkt", sagte er.

Nachvollziehen kann Schawinski die schnelle Absetzung der Serie "Die Anwälte" , die sein ehemaliger Konkurrent RTL im Januar nach nur einer Folge wieder aus dem Programm nahm. "Die Serie lag ein Jahr auf Eis. Das heißt, dass selbst RTL Zweifel am Erfolg hatte, wohl auch auf Grund der Marktforschung".
 


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Probleme durch das veränderte Sehverhalten sieht Schawinski auch für die Produzenten, denen durch die Unlust der Zuschauer an deutschen Serien weniger Produktionsaufträge erteilt werden. "Bei Produktionskosten von 600.000 Euro und mehr pro Folge reden wir bei einer 13-teiligen Serie von knapp acht Millionen Euro. Das ist viel Geld, wenn es sofort abgeschrieben wird, wie es RTL-Chefin Anke Schäferkordt offenbar tun kann", stichelt Schawinski. "Bei Sat.1 wäre man da zurückhaltender", fügt er hinzu.

Auch im Unterhaltungsbereich sieht Schawinski die Branche derzeit vor einem Problem. Außer "Schlag den Raab" bei ProSieben gebe es kaum neue Formate. Auch den öffentlich-rechtlichen Sender attestiert Schawinski eine "dezente kreative Kraft", die sich offenbare, wenn die ARD Bruce Darnell einkaufen müsse, "um ihren dümpelnden Vorabend zu retten". Noch vor drei Jahren hätte niemand gedacht, "dass die Ikonen des Privatfernsehens von Pocher bis Darnell allesamt bei den Öffentlich-Rechtlichen landen werden".