Bild: Spiegel GruppeDie Ära Aust beim "Spiegel" ist zu Ende. Chefredakteur Stefan Aust wurde mit sofortiger Wirkung von allen seinem Ämtern abberufen und freigestellt. Damit ist der Weg frei für die Neubesetzung der Chefredaktion.
 
"Der Spiegel-Verlag dankt Stefan Aust, der 13 Jahre lang Chefredakteur des "Spiegel" war, für seine außerordentlich erfolgreiche Arbeit. Es ist maßgeblich sein Verdienst, dass der "Spiegel" in einem stark umkämpften Zeitschriftenmarkt Deutschlands bedeutendstes und Europas auflagenstärkstes Nachrichtenmagazin ist", teilt der Verlag am Dienstag mit und erklärt: "Sein Vertrag endet am 31. Dezember 2008." Noch allerdings sind die Modalitäten für die Beendigung des Vertragsverhältnisses zwischen Aust und dem "Spiegel" nicht geklärt.
 
 
Ein Gerichtstermin zwischen Aust und dem Verlag am Montag dieser Woche blieb ohne Ergebnis. Eine Einigung über die Höhe der Abfindung, die Aust für sein vorgezogenes Ausscheiden aus dem Verlag erhalten soll, sorgt für Streit. Es geht dem Vernehmen nach um mehrere Millionen Euro. Unklarheit herrscht auch über die Rechtmäßigkeit der Kündigung als Herausgeber beim Tochter-Unternehmen Spiegel TV und darüber, wann der Vertrag als "Spiegel"-Chefredakteur endet. Laut Aust läuft er noch bis Ende 2010. Sollten die Parteien zu keiner außergerichtlichen Einigung kommen, wurde vom Gericht der 7. Mai als neuer Termin angesetzt.
 
Als neue Chefredakteure benennt der Verlag nun erstmals offiziell "Spiegel Online"-Chef Mathias Mülller von Blumencron und Georg Mascolo, einer der Leiter des "Spiegel"-Hauptstadtbüros. Sie übernehmen ab sofort die Chefredaktion der Zeitschrift. „Wir freuen uns sehr, zwei exzellente Journalisten für die Chefredaktion des "Spiegel" gewonnen zu haben. Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo bringen alle Voraussetzungen mit, die Bedeutung des "Spiegel" als ein weltweit beachtetes kritisches Magazin zu bewahren und weiterzuentwickeln“, sagte Mario Frank (Bild), Geschäftsführer des Spiegel-Verlags, über das neue Führungs-Duo, das das Blatt modernisieren soll.
 
Im vergangenen November hatte der Spiegel Verlag bekannt gegeben, dass Stefan Aust nicht über den 31. Dezember 2008 hinaus Chefredakteur des "Spiegel" sein werde. Es folgte eine Nachfolger-Suche voller Pannen, bei der immer wieder Details an die Öffentlichkeit gerieten, was den Prozess erschwert haben dürfte. Die Stimmung im Verlag ist gespannt. Zuletzt sorgte die Absage von Fernsehjournalist Claus Kleber, den man als neuen Chef zunächst im Visier hatte, für Aufsehen.
 
Immer stärker wird dem Vernehmen nach auch die Kritik, die die Mitarbeiter an "Spiegel"-Geschäftsführer Mario Frank äußern. Hier soll sich bereits abzeichnen, dass sich die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Verlagsanteile hält, von Frank abzuwenden droht.