Logo: Spiegel VerlagsgruppeClaus Kleber stürzt den "Spiegel" ins Chaos: Der ZDF-Anchorman hat dem Nachrichtenmagazin eine Absage erteilt und wird nicht Nachfolger von Stefan Aust, wie man es an der Elbe erhofft hatte. Dies teilte das ZDF am Mittwochabend mit. "Ich traue mir die Aufgabe zu und habe meine Entscheidung gründlich abgewogen. Am Ende steht die Überzeugung: Das Fernsehen ist mein Medium. Es ist also keine Entscheidung gegen das wichtigste Print-Magazin, sondern für das beste TV-Magazin", so Kleber in der Mitteilung der Mainzer.

ZDF-Intendant Markus Schächter begrüßte die Entscheidung erwartungsgemäß: "Claus Kleber ist der Spitzenmann des deutschen TV-Journalismus. Ich freue mich sehr, dass er bei uns bleibt. Als Anchor des wichtigsten Nachrichtenmagazins im deutschen Fernsehen steht er für Kontinuität, Professionalität und Zuschauernähe." Auch ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender freut sich: "Ich habe Claus Kleber 2003 von der ARD geholt, warum sollte ich ihn jetzt zum 'Spiegel' ziehen lassen. Wir haben verabredet, dass das ZDF-Nachrichtenmagazin 'heute-journal' energisch als Topformat ausgebaut wird."
 


Kleber erklärt seine Motivation für das ZDF mit den Worten: "Wir stehen mit dem 'heute-journal' (...) an der Schwelle des Digitalen Zeitalters. In einem Jahr senden wir mit neuester Technik aus dem modernsten News-Studio Europas. Die Informationsgesellschaft wird sich verändern, ein ungeheuer spannender Prozess. Den will ich zusammen mit meinem Team gestalten."

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Während das ZDF damit Planungssicherheit hat und Kleber seinem Medium treu bleibt, steht der "Spiegel" jetzt vor einer fast unlösbaren Herausforderung: Nicht nur, dass ein neuer Nachfolger für Aust jetzt unter enormen Zeitdruck gefunden werden muss - er wäre auch ganz offiziell zweite Wahl. Und wer will sich schon so betiteln lassen? Außer Anne Will, die bei der ARD in die Bresche sprang, als Günther Jauch absagte.
 
Mit Kleber nun hat der "Spiegel" eine ähnliche Situation wie im Januar die ARD: Eine Personalie geriet zu früh an die Öffentlichkeit und das Scheitern der Annäherung stellt einen herben Rückschlag dar. Das sieht man nicht nur außerhalb des Verlages so. Auch aus der Redaktion hört man Stimmen, die von einem "Super-GAU für die Mitarbeiter KG" sprechen.
 
Das Statement des "Spiegel" klingt gelassen: "Natürlich bedauern wir die Absage von Claus Kleber. Wir werden nun ohne Zeitdruck und in Ruhe die Suche nach einem Chefredakteur für den 'Spiegel' fortsetzen", kommentiert Armin Mahler, Sprecher der Mitarbeiter KG, die die Kontrollmehrheit am Spiegel-Verlag besitzt.
 
Auch wenn die Zeit drängt, dürfte das angesichts der Häme, die der "Spiegel" wegen der Kleber-Absage in den kommenden Tagen wohl über sich ergehen lassen muss, in der Tat nicht das größte Problem für den Verlag sein. Der Vertrag des noch amtierenden Chefredakteurs Stefan Aust endet schließlich erst Ende kommenden Jahres.