Bei den Krimiserien sei derzeit eine klare Teilung des Marktes erkennbar, sagt Sat.1-Fictionchef Joachim Kosack (Foto) am Mittwoch bei den Medientagen München beim Panel „Industrielle TV-Produktion“. „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ als klassisch deutsche Serien auf der einen Seite und - in Anspielung auf das hochwertige Jerry Bruckheimer „CSI“-Franchise - die „Verbruckheimerisierung“ der Krimiserien auf der anderen.
Für Kosack gibt es allerdings keinen einfachen Königsweg für die deutsche Fiction. So seien z.b. „Verliebt in Berlin 2“ und „Schmetterlinge im Bauch“ auch ein Beispiel dafür, dass manche Versuche deutscher Serien zuletzt zu gewagt waren. Bei beiden Telenovals ist Sat.1 inhaltlich einen Weg gegangen, den klassische Telenovelas im Ausland bislang aus offenbar gutem Grund nicht gegangen sind. „Die extreme Suche nach etwas Neuem führt auch zu Irrtümern“, sagte der Sat.1-Fictionchef.
Man könnte sicherlich auch „Allein unter Bauern“ anfügen, die zwar auf den ersten Blick sehr klassisch wirkt und doch ein Risko beinhaltete: Die Hauptrolle war kein Sympathieträger. Doch noch einmal zurück zu den Dailysoaps bzw. Telenovelas: „Die Floprate bei den Dailys halte ich für extrem gering“, stellt Kosack fest. Oft würde so etwas aber mehr Schlagzeilen produzieren als ein teuer produzierter Zweiteiler. Es müsse wohl daran liegen, dass meist eine enorme Vielzahl von Mitarbeitern davon betroffen sei - und die Presse sich gerne darauf stürze, weil es sich dabei meist um Produktionen handelte die den Sender stützen sollten. Handwerklich habe es aber bei Dailys weniger Fehler gegeben als in der Produktion von Weeklys.
Mit neuem Gesellschafter und Renditedruck bleibe Sat.1 aber aus Überzeugung bei der deutschen Fiction. Die McKinseys lassen das zu, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt, so Kosack bei den Medientagen München und kündigt neue Serien an. Die Produktion der schon kommunizierten Serie „Dr. Med. Molly“ startet in der kommenden Woche. Ausführender Produzent ist die ProSiebenSat.1-Tochter Producers at Work, wo Kosack vor seinem Wechsel zu Sat.1 tätig war. Aber auch darüber hinaus zeigt Kosack großes Interesse an Krankenhausserien, „Medicals“, die allerdings anders erzählt werden müssen als das, was derzeit z.B. mit „In aller Freundschaft“ in der ARD läuft. Im Gespräch sei man u.a. mit der UFA. Doch auch hier gelte: Kreativität ja, Experiment nein.