Foto: Medientage MünchenWenig wehmütig, sondern voller Energie für neue Taten hat Georg Kofler (Foto) Abschied vom Bezahlsender Premiere genommen. "Medien würden mich jetzt eher langweilen", lautet derzeit sein Credo, wie er im Interview mit dem Lokalsender München-TV sagte. Die derzeitige Gestalt der Medienbranche entspricht nicht mehr seinem Geschmack. So kommt er auch zu einem vernichtendem Urteil für die hiesigen Fernseh-Manager, die den Einstieg ausländischer Investoren bei deutschen Sendern in seinen Augen erleichtert haben. "Die deutschen Medienunternehmer haben hier eine geradezu bestürzende Mutlosigkeit gezeigt", sagte Kofler in der Talkshow "Menschen in München". Den Einstieg ausländischer Investoren bezeichnete er als "Disqualifikation für deutsche Medienunternehmer".

Auch sieht Kofler, der nicht nur als umtriebiger Manager, sondern auch als streibarer Diskutant immer wieder für Wirbel in der Branche gesorgt hat, derzeit niemanden, der seinen Platz als einer der scharfzüngigsten Zitatgeber einnehmen könnte. Zwar würden immer wieder Führugnspersönlichkeiten nachwachsen, die auch eine Sprecherrolle der Industrie übernehmen könnten, "allerdings fehlt es mir da im Moment ein bisschen an Mut, sich zu exponieren und für die Themen wirklich zu kämpfen. Das haben wir in unserer Pionierphase in den ersten Jahren des Privatfernsehens anders gemacht", so Kofler.


Diese Entwicklung führt der ehemalige Premiere-Chef auch auf den derzeitigen Zustand der Branche zurück, in der "das Mediengeschäft eine gewisse Reife erreicht" habe. "Man muss sich sehr anstrengen, um ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich zu Stande zu bringen. Das ist mir nicht mehr spannend genug", lautet Koflers Fazit im Interview bei München TV. So führe die derzeitige Marktsättigung im Fernsehgeschäft eher zu einem Verdrängungswettbewerb, in dem Routine an der Tagesordnung sei.

Foto: DWDLAllerdings berührt Kofler keine sonderliche Nostalgie, wenn er z.B. an seine frühen Jahre als ProSieben-Chef zurückdenkt. Dennoch: "Wenn ich Fernsehen schaue und das ProSieben-Logo sehe, dann weiß ich, das haben wir gemacht." Stolz ist er schon auf das "Gesamtkunstwerk ProSieben" und auf die Etablierung von Sitcoms mit der "Bill Cosby Show", an deren Erfolg anfangs niemand geglaubt habe. "Auch dass wir eine Talkshow wie 'Arabella' eingeführt haben. Oder 'Galileo', das haben wir ganz neu erfunden. Die ganze Doku-Mania, die gerade um sich greift, haben wir erfunden mit 'Galileo' und 'Welt der Wunder'", so Kofler. Auch an "Die Reporter" erinnere er sich gern.
Nach Fehlern gefragt, die er lieber nicht gemacht hätte, sagte der ehemalige ProSieben-Chef: "Was ich besser gelassen hätte, das glaub ich waren die Vorabendserie 'Mallorca' und ganz schrecklich war die 'Ulla Kock am Brink-Show'. Da habe ich mir ordentlich die Finger verbrannt."

Zu seiner einzigartigen Karriere habe nach seinen Aussagen in erster Linie "ein bisschen Glück und auch ein wenig Fleiß" beigetragen. So war er bereits in jungen Jahren Chef von ProSieben, das zunächst kurz vor Pleite stand. "Da kam schon eine ganz gewaltige Woge an Handlungsbedarf auf mich zu. Aber das habe ich angenommen und ausgefochten". So habe Kofler sich auch zu Beginn gegenüber Thomas Kirch, Sohn des Medienmoguls Leo Kirch und damaliger ProSieben-Gesellschafter, positionieren müssen. Zwar könne man den Vater als Position nicht eliminieren, doch gegenüber dem Sohn war klar: "Wir können die strategischen Weichen diskutieren, aber das Tagesgeschäft mache ich".