Die sogenannten "Share-Deals" ihrer Vermarkter kommen die beiden großen privaten Sendergruppen ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe nun äußerst teuer zu stehen. Nachdem sich die Werbebuchungen für das kommende Jahr aufgrund der unklaren Situation immer weiter verzögerten, akzeptierten sowohl RTL und ProSiebenSat.1 nun hohe Bußgelder, um die Ermittlungen des Bundeskartellamts zu beenden.
Das Bundeskartellamt hatte gegen IP Deutschland und SevenOne Media wegen des "Verdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung sowie wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei der Vermarktung von Fernsehwerbung" ermittelt. Der Vorwurf: Beide Werbezeitenvermarkter hatten Mediaagenturen erhebliche Rabatte gegeben, wenn diese große Anteile ihres Budgets beim jeweiligen Senderverbund platzieren. Kleine Sender hatten es somit ungleich schwerer, ihren Anteil am Werbekuchen zu bekommen.
Diese Praxis kommt ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe nun sehr teuer zu stehen. ProSiebenSat.1 wird ein Bußgeld von 120 Millionen Euro zahlen, die RTL-Gruppe kommt etwas billiger davon: 96 Millionen Euro Bußgeld wurden gegen IP Deutschland verhängt. Beide Unternehmen stimmten diesem Vorschlag des Kartellamts zu, das gleichzeitig die Einstellung der Ermittlungen bedeutet. Dass es derart teuer wurde, liegt an der erstmaligen Anwendung der Regelungen der 7. Kartellrechtsnovellierung in Verbindung mit neuen Bußgeld-Leitlinien. Diese sehen deutlich höhere Bußgelder vor als bislang.
In Zukunft werden SevenOne Media und IP Deutschland auf diese "Share-of-Advertising"-Rabatte, die zuletzt in der Buchungssaison 2006 angewendet wurden, verzichten. Das neue Modell basiert vor allem auf Volumenrabatten. Dennoch gehen beide Unternehmen davon aus, auch mit dem neuen Tarifmodell ihre kommunizierten Unternehmensziele zu erreichen. Ein Schuldeingeständnis sieht man in der Zahlung der hohen Strafen bei IP und SevenOne Media nicht. Martin Krapf, Geschäftsführer von IP Deutschland, dazu: "Wir sind ausschließlich aus einem Grund auf diesen Vergleich eingegangen: Wir brauchen Planungssicherheit für alle Beteiligten. (...) Einen jahrelangen Rechtsstreit und die damit verbundenen Unsicherheiten können und wollen wir uns nicht leisten."