Foto: CenterTVVor knapp zwei Jahren ging Fernsehunternehmer Andre Zalbertus in Köln mit seinem Lokalsender center.tv an an den Start. Das Programm wurde zunächst belächelt, da center.tv anders als andere Lokal -TV-Projekte weniger auf die Imitation eines Vollprogramms setzte und handwerklich experimentell daher kam. Doch die Nähe zu den Themen der Stadt, die umfangreiche Berichterstattung über das Leben in Köln und die Beteiligung der Zuschauer am Programm fand Anklang.
 
Das Konzept ist inzwischen auch schon auf einen center.tv-Kanal in Düsseldorf ausgedehnt, in den kommenden Wochen folgt Bremen. Mit der inzwischen gegründeten Centerstone AG will Andre Zalbertus, der sich aus dem Tagesgeschäft des Kölner center.tv inzwischen weitgehend zurückgezogen hat, das Konzept auch international vermarkten.
 
Eine Frage der Konzepte

In der Kölner Heimat bahnt sich unterdessen ein TV-Kampf unter Zwergen an, der für die Branche des Lokal TV insgesamt aber nachhaltige Bedeutung haben könnte. Es geht um die Frage ob Andre Zalbertus' Idee vom Videojournalisten und kostengünstigen "Heimatfernsehen" oder der umfassendere Lokal TV-Ansatz mit höheren Ansprüchen das erfolgversprechendere Konzept ist. Zu Kirch-Zeiten hat sich letzteres noch als unrentabel entpuppt, doch auch center.tv bleibt bislang konkrete Fakten zur Entwicklung schuldig.
 
Wie der Verlag M. DuMont Schauberg ("Kölner Stadt-Anzeiger", "Frankfurter Rundschau") diese Woche mitteilte, will die Unternehmenstochter DuMont Funk und Fernsehen gemeinsam mit der Germany 1 Media AG einen Fernsehsender mit lokalen Inhalten für den Großraum Köln starten. Germany 1 Media betreibt mit Hamburg 1 und TV Berlin bereits weitere Stadtsender. Kurios wird das neue TV-Projekt durch die Tatsache, dass Germany 1 Media mit 21 Prozent am Düsseldorfer Ableger von center.tv beteiligt ist und man dem Kölner center.tv nun Konkurrenz machen will.

Foto: medienforum.nrw"TV Köln", so der Arbeitstitel des Projekts, soll lokale Nachrichten für Kölner und Menschen, die in Köln leben bieten, erklärt Helmut G. Bauer (Foto), Gründungsgeschäftsführer der TV Köln GmbH, gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Mit "News you can use" umreißt Bauer das inhaltliche Konzept. Auch die Beteiligung der Zuschauer am Programm sei denkbar. Zunächst will er täglich drei bis vier Stunden frisches Programm über den Sender schicken. Mittelfristig deutlich mehr. Beantragt wurde bei der Landesanstalt für Medien eine Lizenz für ein 24-Stunden-Programm.
 
"TV Köln" will WDR-"Lokalzeit" aus dem Weg gehen 
 
Die neuen Inhalte sollen dann am Morgen, bevor die Kölner das Haus verlassen, am Mittag und am Abend gezeigt werden. Auf eine konkrete Sendezeit am Abend will Bauer sich derzeit noch nicht festlegen. Es spräche allerdings Einiges für die Zeit ab 20:15. Damit käme man den Sehgewohnheiten der Zuschauer in Sachen "Tagesschau" entgegen und würde damit auch die starke Konkurrenz der "Lokalzeit" des WDR umgehen, die um 19:30 zu sehen ist.
 


Verbreitet werden soll der neue Sender für die Domstadt, an dem Gemany 1 Media 75,2 Prozent der Anteile hält, per analogem und digitalem Kabel. Als Starttermin peilen Bauer und sein Team "sechs Monate nach Lizenzerteilung durch die Landesanstalt für Medien" an. "TV Köln" wäre der dritte Anbieter lokaler Fernsehinhalte in der Rheinmetropole neben WDR und center.tv. Beide verfügen auch über einen analogen Kabelplatz im Raum Köln.
 
"Wenn ich nicht gewinnen will, muss ich nicht antreten"
 
"TV Köln" hat es auf den analogen Kabelplatz von center.tv abgesehen, der von der Landesanstalt für Medien NRW für lokale Programme vergeben wurde. Eine nötige Entscheidung hierzu wird voraussichtlich allerdings frühestens gegen Ende des kommenden Jahres fallen. Bis dahin müsste sich das neue Angebot mit einem digitalen Kabelplatz begnügen. "Bevor gar nichts läuft, ist auch das vorstellbar", sagte Bauer gegenüber DWDL.de. Auch wenn center.tv bereits etabliert und den Gremien der Landesmedienanstalten bestens bekannt ist, rechnet sich Bauer für seinen derzeit nur auf dem Papier bestehenden Sender gute Chancen aus. "Wenn ich nicht gewinnen will, muss ich nicht antreten", so seine Kampfansage.

Foto: CenterTVDoch möglicherweise stellt sich die Frage der Konkurrenzsituation am Ende gar nicht. center.tv-Gründer Andre Zalbertus (Foto) bestätigte gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de, dass er sich von bis zu 74,8 Prozent seiner Anteile an center.tv Köln trennen will, um frisches Kapital für die Expansion des center.tv Konzepts zu bekommen.
 
Und hier wird es interessant: Der Erwerb der Anteile an center.tv Köln wäre für TV Köln-Geschäftsführer Helmut Bauer eine denkbare Möglichkeit, wie er gegenüber DWDL.de bestätigt. Sein Unternehmen verfolge neben dem Aufbau eines eigenen Senders mit einer 25-köpfigen Redaktion auch diese Option. Andre Zalbertus will diese Möglichkeit nicht bestätigen. Gegenüber DWDL.de spricht er von einem "regen Interesse" - und schweigt sich zu Details gewohnt verschmitzt aus.