Foto: Uwe VölknerBedürfen Internetvideos einer Regulierung durch die Landesmedienanstalten? Über diese umstrittene Frage hat das Medienmagazin DWDL.de bereits mehrfach berichtet. In der neuesten Ausgabe des Medienmagazins "Journalist" unterstreichen Norbert Schneider (Foto) von der Landesmedienanstalt NRW und "Handelsblatt"-Reporter sowie A-Blogger Thomas Knüwer die gegensätzlichen Positionen.
 
Für Norbert Schneider, auch Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz, steht die Gleichbehandlung von Rundfunkanbietern im Vordergrund. Für ihn macht der Übertragungsweg keinen Unterschied bei der Frage der Lizenzierung. "Tatsächlich", so Schneider, "gibt es im Internet eine ganze Reihe von Anbietern, die vielleicht gar nicht wissen, dass sie dort Rundfunk betreiben, also eigentlich eine Lizenz benötigen."

Als Rundfunk im Internet definieren die Landesmedienanstalten Web-TV-Angebote, die mindestens 500 zeitgleiche Zugriffe ermöglichen. Diese Zahl hatten die Medienwächter ins Spiel gebracht, nachdem das anfängliche Vorhaben, gleich sämtliche Onlinevideos der Lizenzpflicht zu unterwerfen, als völlig absurd kritisiert wurde. Schneider will die Lizenzpflicht nicht als Strangulierung verstanden wissen. Es gebe eben "gewisse Rechte und Pflichten". Schneider: "Man muss zum Beispiel Werberegeln einhalten und einen Jugendschutzbeauftragten haben."
 


Einer völlig anderen Meinung ist Thomas Knüwer. Der "Handelsblatt"-Reporter und A-Blogger glaubt, den Medienanstalten gehe es allein um die "Bewahrung ihrer Pfründe". Dabei brauche Deutschland nichts dringender als Menschen, die bereit seien zu Diskurs und Kreativität, so Knüwer. Im Zeitalter des Internets mit unbegrenztem Platz für unendlich viele Angebote "braucht niemand mehr eine Zugangskontrolle." Damit ist Knüwer auf einer Linie mit den meisten deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen. Sie wehren sich  dagegen, dass ihre TV-Angebote im Internet als Rundfunk eingestuft werden und so teils kostspielige und bürokratische Auflagen erfüllen müssen. Knüwer formuliert seine Kritik im "Journalist" ungewöhnlich drastisch. Der Versuch der Web-TV-Lizenzierung sei "eine der letzten Zuckungen einer überkommenen Institution".