Durch massive Stellenkürzungen versucht Sat.1 derzeit Geld zu sparen, um die hohen Renditeziele der neuen Eigner zu erfüllen. Auf der anderen Seite zeigt Sat.1 mit den eilig ins Programm genommenen Tour de France-Übertragungen auch, wie man effektiv Geld verbrennt.
Denn nicht nur aus Quoten-, auch aus wirtschaftlicher Sicht entwickelt sich das Radsport-Event für Sat.1 zum Desaster. Auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de hieß es bei SevenOne Media in der vergangenen Woche noch "Mit der Tour de France zeigt Sat.1 eines der weltgrößten Sportereignisse - nicht nur im Interesse der Zuschauer, sondern sicher auch der Werbekunden." Mit dieser Einschätzung lag man aber offensichtlich gründlich daneben.
Am Montag hatte Sat.1 mit der Tour de France-Übertragung nur noch Marktanteile knapp über 4 Prozent in der Zielgruppe geholt - teilweise nur noch ein Viertel dessen, was das normale Nachmittagsprogramm sonst erreicht. Wenig erfreut dürften die Werbekunden auch über den kompletten Wechsel der erreichten Zuschauergruppe sein - wer nachmittags bei Sat.1 wirbt, erwartet eben den typischen "Richter Alexander Hold"-Zuschauer und keine Radsport-Fans.
"Sollte ein Kunde dennoch die Umbuchung seines Spots bevorzugen, steht ihm diese Möglichkeit - wie bei allen anderen Programmänderungen auch - selbstverständlich offen", hieß es von ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media in der vergangenen Woche gegenüber DWDL.de. Und davon haben offenbar nicht wenige Gebrauch gemacht. So will etwa der Konsumgüterhersteller Unilever einem Bericht der "w&v" zufolge nicht im Umfeld der Tour de France werblich in Erscheinung treten.
Angesichts der katastrophalen Quoten und dem Absprung wichtiger Werbekunden sieht sich SevenOne Media nun gezwungen, die Werbepreise deutlich nach unten anzupassen. Spots sind ab sofort bis zu 50 Prozent billiger zu haben, wie der Vermarkter gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte.
Anfang der Woche sagte ProSiebenSat.1-Chef de Posch über den Erwerb der Tour de France noch: "Es gibt Quoten-, aber auch Marketingcoups. Die Zeit wird zeigen, ob das hier eher ein Marketingcoup war." Inzwischen muss man aber angesichts miserabler Quoten, viel Kritik an Sat.1 und neuer Doping-Fälle bei der Tour wohl erkennen, dass es weder das eine noch das andere, sondern schlicht eine Fehlentscheidung war.