Foto: Adolf Grimme InstitutIn der Kölner Vulkanhalle sollten am Mittwochabend feierlich die Gewinner des Grimme Online Awards (GOA) bekannt gegeben werden. Ob überhaupt noch gefeiert wird, scheint in der Nacht zum Dienstag allerdings ebenso fraglich wie die grundsätzliche Fortsetzung dieses Awards in der jetzigen Form.
 
Nach zwei sehr umstrittenen Nominierungen krönt das Adolf Grimme Institut die Negativschlagzeilen höchstpersönlich mit der sicher nicht beabsichtigen Veröffentlichung der diesjährigen Gewinner auf der Website des GOA zwei Tage vor der Preisverleihung. Zu finden waren die Gewinner unter dem Menüpunkt "Nominierte" (siehe Screenshot). Erst gegen 2 Uhr morgens wurde besagte Seite aus dem Netz genommen.
 
Foto: Screenshot

Rasend schnell verbreitete sich am späten Montagabend die Meldung vom Super-GAU im Web. Auch Preisträger und Kollege Stefan Niggemeier schreibt dazu bereits in seinem ausgezeichneten Weblog: "Ich habe also diesen Grimme-Online-Award 2007 gewonnen. Will ich ihn haben?" Die Frage ist berechtigt, hat der Preis doch auch schon im Vorfeld schweren Imageschaden erlitten. Es ging um die Nominierung der Website hausgemacht.tv von SevenOne Intermedia, einer ProSiebenSat.1-Tochter, und die Nachnominierung von Jurymitglied Mario Sixtus und seinem Projekt "Elektrischer Reporter" - zwei heiße Eisen.

Die Nominierungsfrist für den Grimme Online Award endete am 31. März. Noch in letzter Minute soll hausgemacht.tv gestartet sein - und damit die Kriterien erfüllt haben. Offiziell verkündet hat SevenOne Intermedia den Start des Video-Ratgeberportals allerdings erst am 10. April. Begründung von SevenOne Intermedia: Eine frühere Mitteilung z.B. über Ostern hätte wenig Verbreitung gefunden. Gegen den faden Beigeschmack der Nominierung hilft das nicht. Erst recht nicht, wenn hausgemacht.tv jetzt auch noch einen Preis gewonnen hat. Dank großer Kampagne für die Website siegte hausgemacht.tv beim Publikumspreis, was man dann auch noch bekannt gibt bevor die Abstimmungsfrist endete.
 


Noch pikanter war die Nachnominierung des Elektrischen Reporter. Die inhaltlich zweifellos hervorragende Website hätte den Preis vielleicht auch verdient. Aber nicht so: Hinter dem Projekt steckt Mario Sixtus - eines der Jurymitglieder des Grimme Online Awards. Zwar trat dieser mit seiner Nachnominierung aus der Jury aus, doch ändert das wenig - und reichte auch nicht um hitzigen Diskussionen im Web vorzubeugen. Auch hier krönt ein Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung das ganze Debakel.

Neben den beiden umstrittenen Nominierungen, die beide mit einem Preis bedacht wurden, haben in der Kategorie Information in diesem Jahr die Website Fudder - Neuigkeiten aus Freiburg, das schon erwähnte Blog von Stefan Niggemeier und der Tagesschau-Blog gewonnen. Die Website Nach 100 Jahren und Polylog.tv, das Webportal der ARD-Sendung "Polylux", gewinnen je einen GOA in der Kategorie Kultur und Unterhaltung.

"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert" - sagt ein bekanntes Sprichwort. Gefeiert werden dürfte demnach sehr wild am Mittwoch in der Kölner Vulkanhalle. Nur wer da noch mit wem feiert und was überhaupt - das sind die offenen Fragen dieser Nacht, in der sich der Grimme Online Award selbst zu Grabe trägt.