Logo: Call-In-TV.deDas Internetforum "Call-in-TV.de", das sich kritisch mit Anrufgewinnspielen im Fernsehen auseinandersetzt, ist von der Schließung bedroht. Hintergrund ist eine Klage der Callactive GmbH, die für die Sender Viva, Comedy Central und Nick die Gewinnspiel-Sendungen „Money Express“ und „Quiz Zone“ herstellt. Callactive ist ein Unternehmen der Produktionsfirma Endemol.

In der Klage fordert das Unternehmen vom Forenbetreiber Marc Döhler einen Betrag von 20.693,70 Euro. Die Forderung resultiert aus der Abgabe einer Unterlassungsverpflichtung Döhlers im vergangenen Februar, in der er zusicherte, dafür Sorge zu tragen, dass im Forum nicht mehr die Behauptung aufgestellt werde, in den Sendungen der Callactive würden Scheinanrufe platziert, um die Zuschauer zur Teilnahme an den kostenpflichtigen Gewinnspielen zu animieren.
 


Auch nach der Abgabe dieser Erklärung sind entsprechende Beiträge im Forum veröffentlicht worden, die Döhler daraufhin entfernte. Wie Döhler und dessen Anwalt Frank Metzing mitteilen, seien die beanstandeten Beiträge jeweils "nur wenige Minuten online" zu sehen gewesen, da der Betreiber sie nach eigenen Aussagen umgehend gelöscht habe, sobald er von ihnen Kenntnis nahm.

Der Klage vorausgegangen waren mehrere aus der Unterlassungserklärung resultierende Zahlungsaufforderungen der Callactive im dreistelligen Bereich, denen Döhler nicht nachgekommen war, unter anderem, weil es sich in einigen der beanstandenten Fälle laut Anwalt Frank Metzing nicht um Tatsachenbehauptungen gehandelt habe. In einem anderen Fall sei die Verantwortung für einen veröffentlichten Beitrag nicht bei Marc Döhler zu suchen.

Demnach läuft das aus der Klage resultierende gerichtliche Verfahren wohl auch auf die Frage der Betreiberhaftung von Foren hinaus. Sollte Döhler vor Gericht unterliegen, würde dies das Aus für das Forum bedeuten: "Wenn die Klage Erfolg hat, wäre ich finanziell ruiniert und ein kritisches Forum mundtot gemacht", sagte Döhler in einem Statement. Er äußert den Verdacht, dass die Einstellung des Forums ein mit der Klage verfolgter Zweck sei.

Diese Lesart weist Callactive von sich. Vielmehr sehe man die Klage als „ultima ratio“, um sich gegen wiederholte Beleidigungen und geschäftsschädigende Behauptungen im Forum „Call-In-TV.de“ zur Wehr zu setzen, wie Callactive-Geschäftsführer Stephan Mayerbacher und dessen Rechtsanwalt Holger Weimann im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de erklären.

Zur Behauptung, das Unternehmen arbeite mit gefälschten Anrufern, sagte Stephan Mayerbacher, sein Unternehmen könne jederzeit das Gegenteil anhand einer Offenlegung der Telefon-Verbindungsdaten der jeweiligen Sendungen belegen.

Mit dem harschen Vorgehen, das für das Forum existenzbedrohend sein könnte, will das Unternehmen einen geschäftsschädigenden „Gleichklang“ der Vorwürfe mit den Vorgängen in England verhindern, erklärt Mayerbacher dem Medienmagazin DWDL.de. In England hatten Anbieter von Call-In-Sendungen tatsächlich mit fingierten Anrufen gearbeitet, was die Schließung eines Senders und umfangreiche Ermittlungen zur Folge hatte.
 
Das Angebot Call-In-TV.de besteht seit Anfang 2006 und setzt sich mit Auffälligkeiten bei deutschen Call-In-Formaten auseinander. In einem Forum können die Nutzer über die verschiedenen Sendungen diskutieren. Seit einigen Wochen rückten das Thema Call-In und eventuelle Verfehlungen der Betreiber ins größere Licht der Öffentlichkeit. Während beim Gewinnspielanbieter 9Live der Spielmodus des "Hot Button" in der Kritik steht, wird im Zusammenhang mit Callactive eine angebliche Häufung von sogenannten „Auflegern“ moniert, die unmittelbar nachdem sie in die Sendung gestellt wurden, auflegen ohne das Rätsel zu lösen.