Wer das Verfahren der Intendanten-Wahl beim NDR schon etwas intransparent fand, der dürfte mit Blick auf die Deutsche Welle erst recht mit den Augen rollen. Dort steht bereits in der kommenden Woche die Entscheidung über die Nachfolge für Peter Limbourg an, der nach zwei Amtszeiten im Herbst erklärt hatte, nicht noch einmal zu kandidieren. Doch bis heute lässt sich der Rundfunkrat nicht in die Karten schauen, wer denn eigentlich überhaupt zur Wahl steht.

Die Ausschreibung war öffentlich, danach sichtete eine Findungskommission die Bewerbungen, um auf Basis dessen dem Gesamt-Gremium einen Vorschlag zu machen. Wie dieser aussieht, will man nicht bekanntgeben. Der Rundfunkrat der Deutschen Welle tagt dabei - anders als die Gremien anderer öffentlich-rechtlicher Sender - generell unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am Ende wird man also eine neue Intendantin oder einen neuen Intendanten präsentieren, bei der oder dem gänzlich unklar ist, wie sie oder er sich eigentlich für die neue Rolle empfohlen hat.

Doch je verschwiegener das Gremium, desto mehr brodelte die Gerüchteküche. Die "Süddeutsche Zeitung" munkelte kürzlich, dass im politischen Berlin so manch einer gerne eine Politikerin oder einen Politiker wahlweise mit dem Posten versorgen oder ihn auf diesen abschieben wolle. Der Name Saskia Esken wurde etwa genannt  Die Deutsche Welle ist, anders als öffentlich-rechtliche Sender fürs Inland - staatlich finanziert, in der Geschichte des Auslandsrundfunks wäre es nicht die erste Besetzung mit einem Politiker.

Doch glaubt man einem Bericht von "Medieninsider" wird es dazu wohl nicht kommen, stattdessen soll Barbara Massing durch die Findungskomission vorgeschlagen werden. Massing kennt das Haus bestens, ist sie doch seit 2014 schon Verwaltungsdirektorin bzw. "Managing Director Business Administration" der Deutschen Welle. Für den Sender tätig ist sie sogar schon seit 2006.

Massing ist einer von zwei Namen, die schon in mehreren Berichten der letzten Wochen genannt wurden. Der zweite ist Tina Hassel. Sie kandidierte 2021 für das Amt der ZDF-Intendantin, unterlag damals aber Norbert Himmler. Im vergangenen Jahr übernahm sie die Leitung des ARD-Studios in Brüssel. Spekulationen, sie könnte Interesse am DW-Posten haben, weist sie auf DWDL-Anfrage zurück: "Ich habe mich nicht beworben, und stehe auch nicht zur Verfügung. Ich wünsche der deutschen Welle aber viel Erfolg bei der Wahl, denn der Sender ist wichtiger denn je."

Auch wenn Massing noch nicht gewählt ist, zeigt man sich beim DJV schon einmal erleichtert: "Wir freuen uns, dass die Findungskommission fachliche Kriterien über parteipolitische Interessen gestellt hat. Wir empfehlen dem Rundfunkrat, dem Vorschlag zu folgen. Trotz des hoffentlich positiven Ergebnisses kritisieren wir aber weiterhin die mangelnde Transparenz des Verfahrens", sagt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Peter Limbourg, während dessen Amtszeit das Budget der Deutschen Welle deutlich angestiegen war, habe viel für den Auslandssender erreicht, so Beuster weiter. "Mit Barbara Massing hätte die DW eine neue Kämpferin für das Haus."