Ein Stück österreichische TV-Geschichte endet: Der ORF stellt seine "Barbara Karlich Show" ein. Also das Format, das 1999 erstmals auf Sendung gegangen ist und im vergangenen Jahr 25. Geburtstag feierte. Nach einem Relaunch im vergangenen Jahr kommt das Format unter dem Titel "Barbara Karlich - Talk um 4" daher, produziert wird seither ohne Studiopublikum. Über das nahende Aus berichtete die zuerst die "Kleine Zeitung". 

Demnach sei das 15-köpfige redaktionelle Team bereits gekündigt worden. Ende Juli sollen die letzten Ausgaben produziert werden. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer ändert sich vorerst aber nichts. Weil so viele vorproduzierte Folgen auf Halde liegen, ist Barbara Karlich noch das gesamte nächste Jahr im Programm von ORF 2 zu sehen.

Der ORF hat das nahende Aus der Sendung gegenüber der "Kleinen Zeitung" bestätigt und am Donnerstag auch noch einmal eine Pressemitteilung dazu verschickt. Darin heißt es, das Format bleibe bis Ende 2026 im Programm, der bestehende Vertrag mit der Produktionsfirma Talk TV werde aber nicht mehr verlängert. "Auch in Zukunft wird Barbara Karlich dem ORF-Publikum als beliebte Moderatorin erhalten bleiben", so der ORF. Aktuell würde man künftige Angebote gemeinsam mit der Redaktion evaluieren und entwickeln. 

Zu den Gründen für das Aus der "Barbara Karlich Show" äußerte sich der ORF bislang nicht. Ein Grund dürften aber die gesunkenen Quoten ein. Von einstigen Erfolgen ist das Format mittlerweile ohnehin entfernt, nach dem Relaunch 2024 ging das Interesse aber noch einmal zurück. Am Mittwoch sahen 112.000 Menschen zu, der Marktanteil lag bei 16 Prozent. Das klingt nach viel, normalerweise erzielt ORF 2 aber mehr als 20 Prozent. Am 16. April sahen sogar weniger als 100.000 Personen zu, damit holte der Sender lediglich 13 Prozent. Noch 2019 sahen im Schnitt 187.000 Menschen pro Ausgabe zu. 

Nicht geholfen haben dürfte die Tatsache, dass der ORF die Anzahl an Erstausstrahlungen zuletzt immer weiter reduzierte und stattdessen Wiederholung sendete. Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, soll es keine Entwicklungspläne für den Sendeplatz um 16 Uhr geben. Die Zeitung spekuliert, dass ORF 2 hier künftig auf Wiederholungen setzen könnte. Der ORF hat auf eine entsprechende Anfrage von DWDL.de noch nicht reagiert. Durch das Aus der Sendung soll der ORF rund drei Millionen Euro jährlich einsparen.

"Wir haben das Genre Talkshow nicht neu erfunden, wir haben es nur mit Respekt behandelt. Der Zugang zum Produkt ist ein demütiger und freudiger", sagte Moderatorin Barbara Karlich vor einigen Jahren im Gespräch mit DWDL.de, als die Sendung 20. Jubiläum feierte. Auf die Frage, wie lange sie die Sendung noch moderieren werde, antwortete sie damals: "Solange der ORF mich haben will, solange die Quoten passen, sprich: solange das Publikum einschaltet." Und ganz offenbar ist nun der Moment erreicht, in dem der ORF Karlich zumindest in dieser Form nicht mehr haben will. 

Ein schwerer Schlag ist das Aus der Sendung für die Produktionsfirma Talk TV, eine Tochter der Wiener MR Film, die mehrheitlich zur Beta-Gruppe gehört. Durch die "Barbara Karlich Show" hatte Talk TV über einen langen Zeitraum hinweg verlässliche Einnahmen, diese fallen nun weg. Oliver Auspitz, Geschäftsführer der MR Film Gruppe, sagte zum 20. Jubiläum der Show vor wenigen Jahren gegenüber DWDL.de, die Show sei aus wirtschaftlicher Sicht ein "wesentliches Standbein". Mit "Liebesg’schichten und Heiratssachen" produziert das Unternehmen aber noch einen weiteren ORF-Langläufer.