Maria Kyriacou © ProSiebenSat.1 Maria Kyriacou
Am Dienstag hat ProSieben seine Aktionärinnen und Aktionäre zur kommenden Hauptversammlung Ende Mai eingeladen. Die Tagesordnung ist aktuell noch ein ziemliches Standard-Werk ohne große Überraschungen. Bereits vor einigen Tagen hatte der Aufsichtsrat vorgeschlagen, die international erfahrene Medienmanagerin Maria Kyriacou zur neuen Chefin des Aufsichtsgremiums zu machen. Die Hauptversammlung muss die Personalie absegnen - doch nun sieht es so aus, als könnte es erneut zu einer Kampfabstimmung zwischen verschiedenen Lagern kommen. 

Wie das "Manager Magazin" nämlich berichtet, lehnt Media for Europe (MFE) die designierte Aufsichtsratschefin ab. Auf der entscheidenden Sitzung des Gremiums hätten die den Italiener zurechenbaren Vertreterinnen und Vertreter Kyriacou die Unterstützung verweigert und den Vorschlag abgelehnt. Vorgeschlagen wurde sie dennoch, weil es eine Mehrheit für sie im Aufsichtsrat gab. 

Hier hängt viel an der Abstimmungsweise der Vertreterinnen und Vertreter, die dem zweiten Großaktionär, PPF, zugerechnet werden. Wie das "Manager Magazin" berichtet, hätten sich diese von MFE emanzipiert und mit ihren übrigen Kolleginnen und Kollegen im Gremium die Personalie Kyriacou durchgebracht. Auf der letzten Hauptversammlung taten sich MFE und PPF überraschend zusammen und brachten so die meisten eigenen Anträge gegen den Willen von Vorstand und Aufsichtsrat durch. 

Nun wird es zu einer Abstimmung auf der Hauptversammlung kommen - und das dürfte ziemlich spannend werden, wenn MFE auf der einen und PPF und die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre auf der anderen Seite abstimmen. Es wird wohl nicht zuletzt auch darauf ankommen, wie hoch die Präsenz der Anteilseigner ist. Je weniger Einzelaktionäre an den Abstimmungen teilnehmen, desto größer der Einfluss der großen Gesellschafter wie MFE und PPF. 

Was plant MFE? 

Die beteiligten Unternehmen haben sich gegenüber dem "Manager Magazin" nicht geäußert und auch auf Anfrage von DWDL.de äußerten sich weder ProSiebenSat.1 noch MFE. Die Signale, die man aus dem Umfeld von Personen erhält, die auf beiden Seiten in die Prozesse eingebunden sind, sind durchaus unterschiedlich. Während die einen davon ausgehen, dass MFE die vorgeschlagene Aufsichtsratschefin nicht unterstützen wird und möglicherweise sogar einen eigenen Kandidaten aufstellen könnte, halten andere das für unwahrscheinlich. 

Möglich ist auch, dass MFE die Kandidatin über seine Vertreter im Aufsichtsrat zunächst ablehnte, auf der Hauptversammlung dann aber doch zustimmen wird. Die Qualifikation für das Amt hätte Maria Kyriacou wohl - das bringt auch für die Italiener Vorteile mit sich. Kyriacou hat in der Vergangenheit für namhafte Medienunternehmen gearbeitet, darunter Paramount Global, ITV Studios und The Walt Disney Company. Diese Erfahrung dürfte auch im Sinne von MFE sein, das ja immer wieder betont, dass sich ProSiebenSat.1 auf sein Kerngeschäft Unterhalt konzentrieren müsse. Offensichtlich ist jetzt jedenfalls, dass das Verhältnis zwischen MFE und ProSiebenSat.1 noch immer nicht so friktionsfrei ist, wie es wohl gesund wäre für beide Seiten. 

Bert Habets © ProSiebenSat.1/Bene Müller Bert Habets
Wie das "Manager Magazin" am Dienstag berichtet, will Maria Kyriacou in den kommenden Tagen erste Gespräche führen. Dann soll es wohl auch schnell darum gehen, ob der Vertrag von Konzernchef Bert Habets verlängert wird. Das aktuelle Arbeitspapier von Habets läuft im Herbst aus, noch im April soll im Aufsichtsrat über die Zukunft des Konzernchefs verhandelt werden. Gut möglich, dass es in dieser Sache noch vor der Hauptversammlung eine Entscheidung geben wird. 

Wichtige Weichenstellungen geschafft

Habets ist in den zurückliegenden Wochen bei der vor allem von MFE geforderten Neuaufstellung von ProSiebenSat.1 entscheidende Schritte vorangekommen. Erst am Dienstag hatte man die Komplettübernahme von Jochen Schweizer mydays angekündigt, davor gelang auch schon der Verkauf von Verivox, einer weiteren Beteiligung sowie die Neuordnung der Gesellschaftsstrukturen bei der NuCom Group sowie der Parship Meet Group. Vor allem bei den NuCom-Beteiligungen kann ProSiebenSat.1 künftig alleine und damit einfacher entscheiden, welche Unternehmen verkauft werden und welche nicht. 

Über allem schwebt darüber hinaus auch weiterhin das von MFE bereits angekündigte Übernahmeangebot an ProSiebenSat.1. Die Italiener halten bislang rund 30 Prozent am Unternehmen und wollen mehr, dazu haben sie ein freiwilliges Angebot angekündigt, das sich allerdings nur am gesetzlichen Mindestpreis orientiert. Große Beteiligungszuwächse sind damit wohl eher nicht drin, das ist aber vielleicht auch gar nicht das oberste Ziel der Italiener. Neben einem kleineren Ausbau der Anteile ist man dadurch künftig in der Lage, weitere P7S1-Aktien zu kaufen - dann ohne weiteres Übernahmeangebot. Noch ist das Angebot übrigens nicht final eingereicht, ProSiebenSat.1 hat sich dementsprechend auch noch nicht dazu geäußert. Auch diese ganze Sache wird wohl ein wichtiges Thema auf der kommenden Hauptversammlung werden. 

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