Kurz vor der Hauptversammlung Ende Mai macht ProSiebenSat.1 Meter in Sachen neuer Konzernstruktur: Erst vor wenigen Wochen hatte man den Verkauf von Verivox verkündet, gleichzeitig übernahm man die Anteile an der NuCom Group und der Parship Meet Group, die General Atlantic zuvor noch gehalten hatte. Kurz danach verkaufte der Konzern auch seine Minderheitsbeteiligung an Urban Sports Club. Und nun der nächste Deal: ProSiebenSat.1 übernimmt Jochen Schweizer mydays vollständig.

Schon bislang war man Mehrheitseigentümer beim Anbieter von Erlebnisgutscheinen, seit der Übernahme von Jochen Schweizer und der Zusammenführung mit mydays hielt Gründer Jochen Schweizer aber noch 10,1 Prozent am Unternehmen. Man habe eine bestehende Ankaufsoption gezogen, heißt es aus Unterföhring. Nun gewinne man "weitere Flexibilität für die künftige Ausrichtung" von Jochen Schweizer mydays. 

Ein Verkauf des Tochterunternehmens ist aber offenbar nicht geplant. Die beiden Marken Jochen Schweizer und mydays sollen nach Angaben aus Unterföhring auch weiterhin eigenständig fortgeführt werden. Außerdem ist bereits eine Vereinfachung der Gutscheineinlösung umgesetzt worden: Ab sofort können Kundinnen und Kunden jeden Gutschein in eines von über 8.000 Erlebnissen einlösen. Auf Wunsch stehen telefonisch Ansprechpartner bei der Auswahl der Erlebnisse zur Seite und unterbreiten Erlebnisvorschläge. 

Durch den Deal jetzt trennen sich die Wege von ProSiebenSat.1 und Jochen Schweizer. Beide Parteien hatten schon zuletzt nicht mehr wirklich zusammengepasst, das Verhältnis wirkte angespannt. 2023 erklärte Jochen Schweizer öffentlich, dass der Verkauf seines Gutschein-Geschäftes an ProSiebenSat.1 "einer der größten Fehler meines Lebens" gewesen sei (DWDL.de berichtete). Zuletzt geriet das Gutschein-Geschäft von ProSiebenSat.1 in regulatorische Probleme, Ende 2024 wurde deshalb eine Strafe in Höhe von 3,9 Millionen Euro verhängt

Auch jetzt zum Abschied senden die Parteien unterschiedliche Signale. Während ProSiebenSat.1 harmonische Töne anschlägt, macht Jochen Schweizer nicht unbedingt den Eindruck, als wolle er in Zukunft noch etwas mit ProSiebenSat.1 zu tun haben. ProSiebenSat.1-Finanzchef Martin Mildner bedankte sich bei Schweizer für die "vertrauensvolle Zusammenarbeit" und erklärte außerdem, dass er sich darüber freuen würde, "wenn er uns auch in Zukunft mit seiner außergewöhnlichen Erfahrung als Berater für unser Erlebnisgeschäft zur Verfügung stehen würde."

Ein schwieriges Verhältnis endet

Jochen Schweizer geht auf dieses Angebot in einem Statement allerdings gar nicht ein - und betont, mit Ausnahme des Gutschein-Geschäfts auch weiterhin die Rechte an der Marke Jochen Schweizer zu halten. "Ich wünsche dem Management und allen Mitarbeitenden meines ehemaligen Unternehmens viel Glück und Erfolg. Für mich beginnt damit eine neue Phase des unternehmerischen Wirken", so Schweizer. Ausbauen will er nun die Jochen Schweizer Arena, geplant sind hier unter anderem nachhaltige Firmenveranstaltungen. Gleichzeitig will Schweizer in der Zukunft stärker als Mentor arbeiten. 

Christian Nau, CEO der Jochen Schweizer mydays Holding GmbH, sagt: "Mit großem Respekt und Dankbarkeit verabschieden wir uns von Jochen Schweizer als Gesellschafter unseres Unternehmens. Als Pionier außergewöhnlicher Erlebnisse hat er den Markt maßgeblich gestaltet und das Verschenken von Erlebnissen allen zugänglich gemacht. Seine Vision, das Leben der Menschen durch besondere Momente zu bereichern, prägt die Erlebnismarke Jochen Schweizer noch heute – und genau darauf bauen wir jetzt auf."