Ende 2024 sowie Anfang 2025 sind die Schlagzeilen vom Plan der ARD beherrscht worden, Thilo Mischke als neuen Moderator von "ttt – titel, thesen, temperamente" verpflichten zu wollen. Dagegen regte sich erbitterter Widerstand - auch von Kulturschaffenden. Grund waren frühere Aussagen Mischkes und allen voran sein 2010 erschienenes Buch "In 80 Frauen um die Welt". Doch bei der ARD war man tagelang nicht sprechfähig und ließ so einen Shitstorm eskalieren, letztlich sah man von der Verpflichtung Mischkes ab.
Nun hat die ARD die Aufarbeitung der Sache offenbar abgeschlossen - das Fazit fällt ernüchternd aus. Die Diskussion um die Sendung und Mischke habe "allen Beteiligten sowie dem Ansehen der ARD geschadet", heißt es vom Senderverbund. Um Wiederholungen auszuschließen, nimmt man jetzt strukturelle Veränderungen vor. So soll es künftig klare Zuständigkeiten bei "ttt" geben, bislang wird die Kultursendung im wöchentlichen Wechsel von BR, HR, MDR, NDR, WDR und RBB verantwortet.
Nun hat man entschieden, dass "ttt" eine Federführung erhält, die in den kommenden zwei Jahren beim MDR liegt. Das passiere, um "Entscheidungsprozesse zu bündeln und Verantwortlichkeiten eindeutig zu regeln", heißt es. Im Falle von Mischke konnte man das Gefühl bekommen, dass verschiedene ARD-Sender sowie die Programmdirektion nicht wussten, was die jeweils anderen machten. Auch die Kommunikation war aus ARD-Sicht eine Katastrophe, weil lange nichts kommuniziert wurde - und später dann unterschiedliche Signale kamen.
Künftig ist der MDR zentraler Ansprechpartner für Medien oder auch die ARD-Gremien, wenn es um übergreifende "ttt"-Themen geht. Gegenüber DWDL.de teilte der MDR am Montagnachmittag auch direkt mit, dass man vorerst nach keinem weiteren Moderator für die Sendung suche. "Wir setzen auf Siham El-Maimouni als Moderatorin und planen erst einmal kein Casting zur Besetzung eines weiteren Moderators", so eine Sprecherin des Senders.
"Die über Jahre bewährte Zusammenarbeit verschiedener ARD-Häuser bei ‘ttt’ hat im Jahr 2024 einen kritischen Punkt erreicht, den wir sehr bedauern. Es sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen – das hat unsere sorgfältige und selbstkritische interne Aufarbeitung gezeigt", heißt es von der ARD jetzt zur Neuaufstellung. Neben der neuen Struktur habe man nun für die gesamte ARD außerdem neue verbindliche Kriterien für Castingprozesse definiert. "Die ARD steht für Professionalität, Engagement und einen respektvollen Umgang mit Themen und Protagonist:innen. Dieser Anspruch gilt unverändert – und wir sind bereit, uns daran messen zu lassen. Dazu gehört auch, aus Fehlern zu lernen und unsere Strukturen konsequent zu verbessern."
Thilo Mischke selbst äußerte sich übrigens vor einigen Wochen in einem "Zeit"-Interview ausführlich zur Sache. Darin erklärte er einerseits seine Sicht der Dinge, teilte andererseits aber auch kräftig gegen die ARD aus. Während des Shitstorms sei ihm aufgefallen, dass "ProSieben wesentlich höhere journalistische Standards hat als die ARD", so Mischke damals. Die fehlende Einigkeit innerhalb der ARD habe wie ein Brandbeschleuniger gewirkt, erklärte der Journalist, der auch "ttt"-Moderatorin Siham El-Maimouni kritisierte. Ihr warf Mischke vor, sie habe erst gar nicht mit ihm sprechen wollen. Später habe sie erklärt, das in der Debatte stehende Buch nicht gelesen zu haben. Außerdem habe sie ihm nahegelegt, vom Job zurückzutreten. Die ARD bestritt gegenüber der "Zeit" diese Aussagen. Mischkes Fazit: "Die ARD hat versagt."
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(Update 15:50 Uhr): Wir haben die Text um die Stellungnahme des MDR ergänzt.