Erst vor wenigen Tagen haben BR und NDR ein neues Reportage-Magazin unter dem Titel "Klar" an den Start gebracht. Und dass das kontrovers besprochen werden würde, war schon bei der ersten Ankündigung absehbar. Man wolle Streitfragen aufgreifen, "die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden", hieß es damals. Moderatorin Julia Ruhs sagte, unliebsame Themen und Meinungen seien in den vergangenen Jahren "ausgeblendet" worden (DWDL.de berichtete). In der ersten Ausgabe beschäftigte sich "Klar" mit dem Thema Migration. 

Nach der Veröffentlichung der ersten Folge gab es eine Reihe von kritischen Auseinandersetzungen mit der Produktion, sowohl in journalistischer Form als auch in Stellungnahmen von Organisationen. Am Freitag hat sich auch Jan Böhmermann in der neuesten Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" kurz zum Format geäußert, ohne es allerdings beim Namen zu nennen. 

Der Adressat von Böhmermanns Nachricht war aber unmissverständlich: "Wenn demnächst in Ihrer Wehrsportgruppe oder beim AfD-Kinderturnen überraschend ein verzweifelter Redakteur vom NDR oder vom BR vorbeikommt und Sie fragt, ob Sie vielleicht Lust haben, ein eigenes, journalistisches Klartext-Format im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu moderieren und Sie sich dann unsicher sind, wie Sie diesen ganzen rechtspopulistischen Quatsch in Ihrer Birne als seriösen Journalismus verkaufen können, dann habe ich einen kleinen Tipp für Sie", so Böhmermann, der sich in der Folge vor allem an einem Satz abarbeitete. 

"Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen". Böhmermanns Kritik: Mit diesem Satz könne man "jede noch so große Schweinerei, die Ihnen durch die Rübe geht, jede Dummheit, jede Unmenschlichkeit und jeden Irrsinn als ernsthaft debattierbares Thema in den Medien verkaufen". "Klar"-Moderatorin Ruhs hatte die erste Folge des neuen Formats mit ähnlichen Worten angekündigt ("Das gefällt vielleicht nicht jedem").

Die erste Ausgabe von "Klar" trug noch den Zusatz "Migration: was falsch" läuft. Gezeigt wurden vor allem die negativen Folgen des aktuellen Asylrechts, Ruhs sprach mit Menschen, deren Angehörige von Asylbewerbern getötet wurden. Auf X hat Ruhs bereits auf die Kritik von Jan Böhmermann geantwortet, allerdings nicht inhaltlich. Stattdessen schrieb sie: "Böhmi mag unser neues Format #Klar nicht. Er findet, wir verkaufen den rechtspopulistischen Quatsch in unserer Birne als seriösen Journalismus. Uns würden Schweinereien durch die Rübe gehen, sagt er. Was meint ihr? Öffentlich-rechtliche Grüße ans ZDF."

In einem anderen Posting erwähnte Ruhs auch Kritik von anderen Medien, etwa des "Spiegel", der "taz" oder auch "Übermedien" und "Titanic". Aber auch hier ging die Journalistin nicht auf die in Texten geäußerte Kritik ein, sondern entgegnete lediglich: "Wer eben genannte Medien und Personen [gemeint ist Böhmermann, Anm.] ebenfalls öfter sehr fragwürdig findet, ist bei uns dagegen sehr richtig!"

BR und NDR hatten zunächst drei Ausgaben von "Klar" angekündigt. In den zwei noch ausstehenden Folgen dreht sich alles rund um Bauern (21. Mai) und die Wirtschaft (11. Juni).