Unter dem Titel "Perspektiven für Digitalen Public Value im ZDF" hat der Verwaltungsrat der öffentlich-rechtlichen Anstalt am Freitag eine sogenannte Potenzialanalyse veröffentlicht. In dem Papier sind verschiedene Gutachterinnen und Gutachter der Frage nachgegangen, welche Potenziale das ZDF im Bereich Digital Public Value hat. Demnach sieht das Team aus Professorinnen und Professoren das ZDF in der Position eines "Ermöglichers eines Gegengewichts zu marktdominanten Plattformen".
Schon heute wandelt sich das ZDF zu einem Streaming-Portal. Seit dem jüngsten Relaunch der Mediathek ist auch der Begriff "Mediathek" verschwunden, alles ist das "ZDF". Ziel des vom Verwaltungsrat beauftragten Gutachtens war es, die relevanten medienökonomischen, medienrechtlichen und kommunikationswissenschaftlichen Rahmenbedingungen zu erforschen und Empfehlungen etwa in der Frage notwendiger Investitionen in digitale Infrastruktur zu geben.
Das Ergebnis stark verkürzt: Als bundesweit agierender Sender komme dem ZDF eine besondere Rolle als Ermöglicher von Netzwerk-Partnerschaften auf einer faktenbasierten, an demokratischen Grundwerten orientierten gemeinsamen Basis zu, so das Forschungsteam. Hierzu bedürfe es allerdings einer etwaigen Anpassung der Rahmenbedingungen und einer entsprechenden Beauftragung.
Das Forscherteam beschäftigte sich in dem Gutachten auch ganz konkret mit Fragestellungen zu den Themenbereichen freie Lizenzierung, Offenlegung von Quellcodes und Open Source. Bestehende Ansätze wie das vom ZDF initiierte internationale Projekt 'Public Spaces Incubator' werden im Gutachten ebenfalls aufgegriffen, hier wurden auch Vorschläge gemacht, wie sich ein Erfolg eines digitalen Raumes messen lassen könnte. Das komplette Gutachten finden Sie hier.
Die Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrates, die ehemalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer, sagt: "In Zeiten von global agierenden Plattformen, die den öffentlichen Diskurs mit ungefiltertem Populismus beherrschen, kann das ZDF Räume für freie und unabhängige Meinungsbildung zwischen und mit Nutzerinnen und Nutzern schaffen und so auch unter schwierigeren Bedingungen gemäß seines Auftrags zu gesellschaftlicher Verständigung und Zusammenhalt für alle Zielgruppen beitragen. Um die nötige Schlagkraft gegenüber den auf Profitmaximierung optimierten Mega-Plattformen und ihren Algorithmen zu entwickeln, braucht es Partner aus dem öffentlichen wie privatwirtschaftlichen Sektor. Der ZDF-Verwaltungsrat kontrolliert dabei die Grundlagen notwendiger Investitionen."
ZDF-Intendant Norbert Himmler sieht sein Unternehmen auf dem richtigen Weg. Er ergänzt: "Schon heute ist es eine zentrale Aufgabe des ZDF, für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe zu sorgen. Die Herausforderung besteht darin, dies nicht allein auf den herkömmlichen Verbreitungswegen zu tun, sondern auch zunehmend im digitalen Raum. Das Gutachten bestärkt uns in unserem selbstgesteckten Ziel, geschützte Kommunikationsräume zu schaffen und Menschen in einen gesellschaftlichen Diskurs zu bringen. Genau das tun wir mit bereits mit unserer Initiative 'ZDF goes Schule' und auch mit dem Forschungsprojekt 'Public Spaces Incubator', das Websites, Apps und andere digitale Plattformen öffentlich-rechtlicher Sender besser für den öffentlichen Dialog nutzbar machen soll."
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