Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Mika Beuster, hat mehr Transparenz bei Intendantenwahlen gefordert und zugleich davor gewarnt, "ein Fiasko wie beim NDR zu wiederholen". Dort hatte Sandra Harzer-Kux, die ehemalige Chefin der Kommunikationsagentur Territory, als einzige Kandidatin bei der Wahl zur Intendantin die notwendige Zweidrittel-Mehrheit knapp verfehlt. 

Die Wahl sei "nach massiver öffentlicher Kritik an mangelnder Transparenz" gescheitert, sagte der DJV-Vorsitzende und verwies stattdessen auf den WDR, der im vergangenen Jahr bewiesen habe, dass es auch anders geht. "Hier wurden die vier zur Wahl stehenden Kandidatinnen in einer öffentlichen Sitzung des Rundfunkrats vorgestellt, bevor Katrin Vernau zur Nachfolgerin von Tom Buhrow gewählt wurde", erinnerte Mika Beuster.

Mika Beuster © Frank Sonnenberg Mika Beuster
Zugleich forderte Beuster auch den Rundfunkrat der Deutschen Welle mit Blick auf dessen bevorstehende Intendantenwahl am 7. Mai zu mehr Transparenz auf. Bisher seien weder potenzielle Kandidaten bekannt, noch seien die Auswahlkriterien nachvollziehbar definiert. "Diese Intransparenz passt nicht zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders, der mit Steuergeldern finanziert wird. Sie nährt zudem Spekulationen, dass parteipolitische Interessen und nicht fachliche Kompetenz bei der Besetzung des Intendantenpostens im Vordergrund stehen", sagte der DJV-Vorsitzende.

Zuschauer, Steuerzahler, aber auch die Beschäftigten des Senders müssten vor einer solchen Wahl die Möglichkeit haben, sich über die Qualifikation der Kandidaten und den Auswahlprozess zu informieren. "Gerade in Zeiten, in denen Autokraten und Machthaber die Unabhängigkeit der Presse weltweit einschränken, braucht es einen starken und unabhängigen deutschen Auslandsrundfunk", so Beuster. "Dazu benötigt es erfahrende Journalisten oder Medienmanager an der Spitze, die Unabhängigkeit und Kompetenz verkörpern."

"So kann es gehen bei Wahlen"

Unterdessen hat sich Sandra Harzer-Kux zu ihrer Wahlniederlage geäußert. "Bei der in der Öffentlichkeit und bei den Mitarbeitenden aufmerksam verfolgten Wahl am Freitag konnte ich zwar die Mehrheit gewinnen, aber vier Stimmen fehlten für die erforderliche Zweidrittelmehrheit. So kann es gehen bei Wahlen", schrieb sie auf LinkedIn. "Ich bedanke mich für diese Chance - und für den Zuspruch so vieler Menschen innerhalb und außerhalb des NDR."

Es gehe ihr gut, so Harzer-Kux weiter. "Und es war mir eine Ehre. Ich bedanke mich auf diesem Wege sehr herzlich beim Verwaltungsrat und auch beim Rundfunkrat des NDR für das entgegengebrachte Vertrauen. Der Verwaltungsrat hat mich einstimmig als Kandidatin für die NDR-Intendanz vorgeschlagen. Das macht mich tatsächlich sehr stolz. Ich habe den Auswahlprozess als fordernd, professionell und wertschätzend empfunden."

Die Nachfolge-Suche für NDR-Intendant Joachim Knuth geht damit weiter. Der Verwaltungsrat kann dem Rundfunkrat nun innerhalb eines Monats einen weiteren Vorschlag unterbreiten oder das Verfahren an den Rundfunkrat abgeben. Eine endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen steht noch aus.

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