Keine Überraschung in München: Katja Wildermuth ist vom Rundfunkrat des BR am Montag erneut zur Intendantin der ARD-Anstalt gewählt worden. In dem 50-köpfigen Gremium erhielt sie im ersten Durchgang bei 44 anwesenden Mitgliedern 37 Ja-Stimmen. Vier Personen enthielten sich, drei stimmten gegen Wildermuth. Zur Wiederwahl benötigte sie die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Wildermuth führt den BR seit dem 1. Februar 2021 als erste Frau überhaupt - und dabei wird es nach dieser Wahl in den kommenden Jahren auch bleiben. Die neue Amtszeit der BR-Intendantin beginnt im Februar 2026, fünf weitere Jahre wird Wildermuth die Geschicke des Unternehmens dann leiten. 

Die Nachrichtenagentur dpa berichtete im Vorfeld der Wahl, dass es im konservativen Lager des Rundfunkrats auch kritische Stimmen über Wildermuth gegeben habe. Anlass dürfte die Tatsache gewesen sein, dass sich Wildermuth in Sachen Rundfunkbeitrag sehr früh und, anders als andere ARD-Intendanten, sehr klar positionierte. Bereits im im November 2023 mahnte sie Verfassungstreue der Politik in Bezug auf das KEF-Verfahren an (DWDL.de berichtete). Ihre Wiederwahl am Montag war dennoch eine Formalie, denn einen Gegenkandidaten oder Gegenkandidatin gab es nicht. Und weil auch die einfache Mehrheit in Rundfunkrat reichte, war keine allzu große Überzeugungsarbeit nötig. 

Zu ihrer Wiederwahl sagt Katja Wildermuth: "Ich danke dem BR-Rundfunkrat für das tolle Vertrauen und freue mich sehr! Wir werden uns als BR in den nächsten Jahren sicher noch stärker durchsetzen müssen gegen die Algorithmen der großen Plattformen und den wachsenden Populismus. Aber wir gehen das unerschrocken an, denn wir haben zum einen eine klare Strategie – was Finanzen, Personal, Strukturen, KI angeht – und zum anderen starke unverwechselbare Programme: zuverlässige Qualitätsinhalte, regionale Nähe, Vielfalt und journalistische Einordnung ,made by reporter intelligence‘. Drei von vier Menschen in Bayern sagen heute: ,Es ist gut, dass es Euch gibt, denn das macht nur der BR!‘. Diesen großen Zuspruch wollen wir erhalten." 

"Wir werden uns als BR in den nächsten Jahren sicher noch stärker durchsetzen müssen gegen die Algorithmen der großen Plattformen und den wachsenden Populismus."
BR-Intendantin Katja Wildermuth


Und BR-Rundfunkratsvorsitzender Godehard Ruppert: "Der Rundfunkrat hat sich mit seiner Wahlentscheidung mehrheitlich hinter die Intendantin und ihre Führungsleistung in der aktuellen, ersten Amtszeit gestellt. Wir vertrauen darauf, dass sich der Bayerische Rundfunk unter ihrer Leitung und Richtlinie auch in den kommenden Jahren im Sinne des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags und mit hohem gesellschaftlichem Wert für die Menschen in Bayern weiterentwickeln wird. Die bisherige Amtszeit war geprägt von nicht gerade einfachen Rahmenbedingungen. Frau Dr. Wildermuth hat bislang mit großem Nachdruck die Interessen des Bayerischen Rundfunks innerhalb der ARD wie gegenüber der Öffentlichkeit vertreten. Die Reformbestrebungen wurden von ihr konsequent vorangetrieben und durchgesetzt. Mit der Wiederwahl können die aus den Reformbestrebungen resultierenden Änderungen mit einer Kontinuität an der Spitze des Hauses umgesetzt werden."

BR-Verwaltungsratsvorsitzende Ilse Aigner: "Ich freue mich, dass Dr. Katja Wildermuth heute vom Rundfunkrat für eine zweite Amtszeit als Intendantin des Bayerischen Rundfunks gewählt wurde. Mit der Unternehmensstrategie BRKompass2035 hat sie bereits die Ziele für einen handlungs- und zukunftsfähigen BR gesetzt. Der Weg dorthin, das deutet sich durch die jüngsten ARD-Reformprozesse und den anstehenden Reformstaatsvertrag an, wird herausfordernd sein. Wir als Verwaltungsrat, der insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung des BR im Blick hat, werden die Geschäftsleitung weiterhin mit Maß und Ziel beraten und kontrollieren."

Viele Reformen und eine Baustelle

In den vergangenen Jahren hat Katja Wildermuth dem BR diverse Reformen auferlegt. Kritik gab es dabei vor allem aufgrund spürbarer Veränderungen in der Kultur, allen voran bei Bayern 2. Zuletzt gingen die Reformen aber auch über die Kultur hinaus: Im Herbst 2024 gab der BR ein 70 Millionen Euro schweres Sparpaket bekannt. In diesem Zuge werden nicht nur einige Stellen abgebaut, sondern auch Sendungen eingestellt. Auch den Videotext des BR gibt es inzwischen nicht mehr (DWDL.de berichtete).

Zu kämpfen hat der BR, wie alle ARD-Anstalten sowie das ZDF, mit der Tatsache, dass der Rundfunkbeitrag nicht, wie von der KEF empfohlen, zu Beginn des Jahres erhöht wurde. Aktuell liegt die Sache beim Bundesverfassungsgericht, wann es eine Entscheidung gibt, ist aber unklar. Kommt die Erhöhung entgegen der Erwartungen nicht, sind weitere Einsparungen wohl unumgänglich. 

Darüber hinaus ist der Neubau des BR in Freimann schon seit einiger Zeit eine Art Dauerthema im Unternehmen, aktuell läuft ein groß angelegter Umzug etlicher Teams an den neuen Standort. Hier wird man 2025 wohl einen wesentlichen Schritt voran kommen. Was Katja Wildermuth dagegen wohl auch noch in den kommenden Jahren beschäftigen wird, ist das Areal rund um das BR-Hochhaus in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Ein wesentlicher Teil, den man verkaufen will, wurde zuletzt unter Denkmalschutz gestellt. Das wird den BR nach eigenen Angaben wohl einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten (DWDL.de berichtete).