Überraschend hört Jennifer Salke nach sieben Jahren als Leiterin der Amazon MGM Studios auf. Das berichten die US-Branchendienste "Hollywood Reporter" und "Deadline" unter Berufung auf eine interne Nachricht von Mike Hopkins, dem Head of Prime Video & Amazon MGM Studio. Eine Nachfolge für Salke wird es nicht geben, stattdessen soll die Rolle des Studiochefs im Rahmen einer gestrafften neuen Struktur abgeschafft. "Wir haben uns entschlossen, unsere Führungsstruktur etwas abzuflachen", erklärte Hopkins, an den künftig Vernon Sanders, der Leiter der TV-Abteilung, und Courtenay Valenti, die Leiterin der Abteilung Film, Streaming und Kino, berichten werden. "Wir waren der Meinung, dass dies die beste Richtung für unser Studio ist, das nun als getrennte Film- und Fernsehstudios agieren wird", so Hopkins weiter.

Jüngst hatte bereits James Farrell als Chef der International Originals das Unternehmen verlassen (DWDL berichtete). Gut möglich, dass weitere Personalien folgen werden. "Wir werden uns ein paar Wochen Zeit nehmen, um durchdachte Gespräche mit Jens Direktoren und anderen zu führen, um die ideale langfristige Struktur für die Amazon MGM Studios-Organisation als Ganzes festzulegen", hieß es. Sue Kroll soll ihre Aufgabe als Leiterin des globalen Marketings für Film und Fernsehen allerdings behalten.

Spekuliert wird indes, dass Salkes Abgang in Verbindung mit der Verpflichtung von Amy Pascal und David Heyman als Produzenten des nächsten James-Bond-Films steht, nachdem der Konzern rund eine Milliarde US-Dollar gezahlt hatte, um Barbara Broccoli und Michael G. Wilson die kreative Kontrolle abzukaufen. Zuletzt war darüber zu lesen, dass die Produzenten mit Salke aneinander geraten sind.

Jennifer Salke, einst Entertainment-Chefin von NBC, hatte im Jahr 2018 die Leitung der damaligen Amazon Studios als Nachfolgerin von Roy Price übernommen. Auf der TV-Seite leitete sie den Aufbau eines Programms mit breiter Anziehungskraft, nachdem Prime Video in seinen Anfangstagen mit Serien wie Alphas, Mozart in the Jungle und Transparent eher ein Nischenanbieter war. Unter ihrer Führung schielte der Streamingdienst mit Serien wie der teure Epos "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht", "Mr. & Mrs. Smith", "The Marvelous Mrs. Maisel" und "Fleabag" verstärkt Richtung Mainstream, nachdem Prime Video anfangs zunächst eher in der Nische unterwegs war. International wurden etwa "Bosch" und die deutsche Serie "Maxton Hall" zu Erfolgen. 

Während Salkes Amtszeit kam es aber auch immer wieder zu Umstrukturierungen der TV-Aktivitäten, allen voran durch die Übernahme von MGM durch Amazon. Nun ist also der Moment des Abschieds gekommen. "„Als ich über mein nächstes Kapitel nachgedacht habe, habe ich immer nach dem Moment gesucht, in dem ich mir sicher war, dass unsere Arbeit Amazon MGM Studios langfristig noch erfolgreicher gemacht hat", sagte sie. "Wenn ich mir die Teams anschaue, die wir zusammengestellt haben, unsere großartigen Führungskräfte und die unglaubliche Anzahl an Filmen und Serien, die wir in der Pipeline haben, dann ist mir klar, dass jetzt dieser Moment gekommen ist." Der internen Nachricht zufolge will Jennifer Salke nun ein neues Produktionsunternehmen gründen.