Erst durch einen Bericht der "Bild" wurde nun bekannt, dass Peter Parycek schon seit Anfang des Monats beim RBB als Leiter für Transformation und digitalen Wandel fungiert. Parycek ist unter anderem in Österreich Universitätsprofessor für E-Governance, leitet das Kompetenzzentrum Öffentliche IT bei Fraunhofer FOKUS und war während Angela Merkels Regierungszeit als Mitglied des Digitalrats auch schon für die deutsche Regierung beratend tätig. Dem RBB, der mitten in einem tiefgreifenden Umbau und Sparprogramm steckt, soll er nun als "Change-Manager" helfen, er ist dabei direkt RBB-Intendantin Ulrike Demmer unterstellt.

Zur "Bild"-Schlagzeile wird das vor allem durch seine Entlohnung: "ARD-Sender umgeht Gehaltsgrenze mit Teilzeit-Trick", lautet dort die Überschrift. Denn: Parycek erhält für seine Tätigkeit im Jahr 167.000 Euro, wie der RBB auch auf DWDL-Anfrage bestätigt. Sein Vertrag sieht dafür eine Mindesttätigkeit von drei Tagen pro Woche vor. "Bild" errechnet daraus ein theoretisches Vollzeit-Gehalt von fast 280.000 Euro - was mehr wäre, als Intendantin Demmer selbst bekommt und auch über der neu eingeführten gesetzlichen Obergrenze läge.

Beim RBB weist man diese Berechnung zurück, eben weil es sich bei den drei Tagen nur um die Mindesttätigkeit handle. "Der tatsächliche Arbeitsaufwand ergibt sich aus dem Bedarf des Projekts – nicht aus einem festen Wochenraster. Die Vereinbarung erlaubt einerseits Peter Parycek, Tätigkeiten fortzuführen, die er vor seiner befristeten Arbeit für den RBB begonnen hat und die mit einer zweijährigen Unterbrechung schwer vereinbar wären. Für den RBB  andererseits ist es von Vorteil, mit dieser Lösung trotz begrenzter finanzieller Spielräume einen ausgewiesenen Experten für den digitalen Wandel gewinnen zu können. Bei befristeten Positionen mit hoher fachlicher Spezialisierung sind solche Modelle aus unserer Sicht geboten und nicht unüblich", so der Sprecher des Senders gegenüber DWDL.

Für Parycek sei dementsprechend kein neuer Posten, sondern eine befristete Stelle außerhalb des normalen AT-Konzepts geschaffen worden. Der RBB hält das für nötig, weil für die Steuerung des tiefgreifenden Umbaus, im Rahmen dessen es "strukturelle Veränderungen beim Programmportfolio, in der Produktion, der Technik und der Flächennutzung" geben werde, "ausgewiesene Expertise im Bereich Transformation und Digitalisierung" gebraucht werde. Diese bringe Pater Parycek mit.

Das gewählte Konstrukt einer Verpflichtung von Parycek als Change Manager auf Zeit sieht der RBB auch in finanzieller Hinsicht als vorteilhaft für den Sender an: "Wir halten den Vertrag in diesem Sinne für wirtschaftlich und zielführend, er ist günstiger als etwa die Beauftragung externer Beratungsfirmen. Zugleich ist Peter Parycek in die Struktur des RBB integriert: Er ist in alle Prozesse des RBB eingebunden und unterliegt sämtlichen Regeln und Kontrollmechanismen." Der Verwaltungsrat hat sich dieser Argumentation offensichtlich angeschlossen und den entsprechenden Vertrag auch genehmigt. Im Geheimen sei seine Verpflichtung, die der RBB bislang nicht öffentlich gemacht hatte, jedenfalls nicht geschehen. Er habe sich im RBB-Intranet in Wort und Bild, hybrid bei einer Belegschaftsversammlung Ende Februar und danach auch schon live bei verschiedenen Team-Treffen im Haus vorgestellt.

RBB in Turbulenzen