Sofern am morgigen Freitag auch der Bundesrat den vom Bundestag schon beschlossenen Grundgesetzänderungen zustimmt, dürfte es in den kommenden Jahren in Deutschland gewaltige Investitionsprogramme in Infrastruktur und Verteidigung geben. Bei RTL verbindet man damit die Hoffnung, dass das die Wirtschaft hierzulande generell endlich wieder in Schwung bringen wird.

Aktuell sei die gesamtwirtschaftliche Lage jedenfalls noch "alles andere als rosig", konstatierte Thomas Rabe, CEO der RTL Group bei der Telefonkonferenz im Anschluss an die Vorlage der Geschäftszahlen. Doch die "massiven überfälligen Investitionsprogramme", die sich jetzt ankündigen, "können einen wirtschaftlichen Schub auslösen, der sich auch auf unsere Geschäfte auswirken wird", hofft Rabe, der darauf verwies, dass das Werbegeschäft stark mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung korreliere.

Aktuell liege man in Sachen Werbeumsatz zum Jahresstart in etwa auf Vorjahres-Niveau - was schon eine verhalten positive Nachricht ist, nachdem man im 4. Quartal die Vorjahreszahlen noch weit unterboten hatte. Im März dürfte es wegen des späteren Osterfestes aber schon wieder schwieriger aussehen, der April dann im Gegenzug leicht profitieren. Darüber hinaus gebe es leider "keine Visibilität" - sprich: eine Prognose traut man sich da kaum zu.

Wenn die Werbeeinnahmen von RTL auf Vorjahresniveau stabil bleiben sollten, seien über die schon geplanten Dinge hinaus keine weiteren Einsparmaßnahmen nötig - doch läuft es schlechter, werde man auf Kostenseite gegensteuern, darauf bereite man sich vor. Rabe beruhigt aber auch, dass es hier nicht "um sehr große Beträge" gehe. 1 Prozent weniger Werbeeinnahmen bei RTL entsprächen etwa 15 Millionen Euro - in entsprechendem Maße würde man dann über alle Bereiche hinweg auch die Kosten senken. Verglichen mit den Gesamtausgaben sei das überschaubar viel. "Wir sprechen hier nicht über Restrukturierungsprogramme".

Mit Blick aufs Produktionsgeschäft von Fremantle schielt man bei RTL zwar weiter auf Zukäufe kleinerer oder mittelgroßer Firmen, eine große Fusion lehnt Rabe aber ab. Die zu erwartenden überschaubaren Synergie-Gewinne würden die enorme Komplexität nicht rechtfertigen, so der RTL Group-Chef. Erhebliche Potenziale zur Effizienzsteigerung sieht er stattdessen im Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Darauf müsse man sich konzentrieren - und das sei schlecht möglich, wenn es gleichzeitig ein großer Zusammenschluss zu managen wäre.

Geäußert hat sich Thomas Rabe auch zum "Stern". Das Ziel, bis 2026 100.000 Abos mit Stern+ zu erreichen, bestehe nach wie vor. Doch selbst wenn man diese Marke nicht ganz erreichen würde, werde der "Stern" auch langfristig zum journalistischen Kern von RTL gehören. "Da wird es kein Wackeln geben", so Rabe.

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