Es wird ein heißer Frühling bei ProSiebenSat.1, das ergibt sich alleine schon aus der für den Mai angesetzten Hauptversammlung. Eben dort hatten sich vor einem Jahr die Großaktionäre MFE und PPF in weiten Teilen durchgesetzt - und doch ist man vor allem in Mailand nach wie vor nicht zufrieden mit der Geschäftsentwicklung, vor allem mit den angestrebten Verkäufen der Beteiligungen, die nicht aufs Kerngeschäft einzahlen. Es liegt in der Natur der Sache, dass bis zur nächsten HV noch was passieren muss, will CEO Bert Habets seinen im Herbst auslaufenden Vertrag verlängert bekommen.
Schon kurz vor der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen ließ man in Unterföhring durchblicken, wie man den Knoten zerschlagen will. So will man das komplexe Beteiligungskonstrukt, das man zusammen mit General Atlantic (GA) in Form der NuCom Group aufgebaut hatte, entwirren. Konkret führen die beiden Unternehmen Gespräche: ProSiebenSat.1 will demnach die von GA gehaltenen Minderheitsanteile an NuCom und der ParshipMeet Group übernehmen, dafür stellte man dem Finanzinvestor eine Beteiligung am Unternehmen in Aussicht.
Damals hieß es, dass der Deal nur zustande komme, wenn zumindest Verivox oder Flaconi verkauft würden - diese beiden Unternehmen sind vom Deal ausgenommen. Danach könnte ProSiebenSat.1 die anderen Beteiligungen, die dann zu 100 Prozent zum eigenen Konzern gehören, einfacher loswerden als bislang. Und nun scheint es, als würde tatsächlich Bewegung in die Sache kommen.
Wie "Bloomberg" berichtet, stehe General Atlantic kurz vor einem Einstieg bei ProSiebenSat.1, dabei beruft man sich auf "informierte Kreise". Demnach könnte der Finanzinvestor mit bis zu 10 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media SE beteiligt werden. Konkret sollen die Amerikaner eine Wandelanleihe im Gegenzug für den Verkauf ihrer Minderheitsbeteiligungen an NuCom und ParshipMeet Group erhalten.
Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 sei für diesen Sonntag einberufen worden, um das Geschäft zu genehmigen, hieß es von "Bloomberg" weiter. Noch ist aber unklar, ob es im Gremium dafür tatsächlich eine Mehrheit gibt. MFE und PPF hatten sich auf der letzten Hauptversammlung viel Macht im Aufsichtsrat gesichert, an einem weiteren Großinvestor haben sie tendenziell eher kein Interesse. Andererseits wollen auch sie, dass sich der Beteiligungsknoten endlich löst und ProSiebenSat.1 seine Beteiligungen verkauft.
Wie "Bloomberg" darüber hinaus berichtet, geht es auch in den konkreten Verkaufsgesprächen voran. Demnach würde man sich mit der italienischen Moltiply Group in den Gesprächen um einen Verkauf von Verivox annähern. Ein Verkauf wäre die Voraussetzung für einen umfassenden Deal mit GA.
Von ProSiebenSat.1 hieß es am späten Montagnachmittag, dass der Aufsichtsrat noch keine Entscheidung getroffen habe. Das Unternehmen erklärte: "Die ProSiebenSat.1 Media SE hat am 5. März 2025 in einer Ad hoc Mitteilung den Markt darüber informiert, dass die ProSiebenSat.1 Media SE sich in Gesprächen über einen möglichen Erwerb der Minderheitsbeteiligungen von General Atlantic an der NuCom Group (ausgenommen Verivox bzw. flaconi) und an der ParshipMeet Group befindet. Der Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE befasst sich derzeit noch mit einzelnen Aspekten einer möglichen Transaktion mit General Atlantic und hat dementsprechend noch keine Entscheidung über eine solche Transaktion getroffen."
Update (17:10 Uhr): Wir haben den Text um die Stellungnahme von ProSiebenSat.1 ergänzt.
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