Im Dezember ist Südkorea schlagartig in das Interesse der Weltöffentlichkeit gerückt. Präsident Yoon Suk-Yeol rief in der Nacht vom 3. Dezember 2024 das Kriegsrecht aus, die Nationalversammlung stimmte jedoch kurz danach dagegen. Sechs Stunden später wurde der Ausnahmezustand wieder aufgehoben. Die Welt und vor allem die Bevölkerung in Südkorea waren in Aufruhr. Der Präsident wurde später suspendiert und befindet sich aktuell in Haft. Das alles, sowie die politischen Entwicklungen drum herum, wollte Phoenix in der Doku "Inside Südkorea - Staatskrise im Schatten von China und Nordkorea" beleuchten.
Nach der Ausstrahlung Ende Februar im Vormittagsprogramm von Phoenix und der Veröffentlichung in den Mediatheken von ARD und ZDF ist die Doku mittlerweile offline. Darüber berichtete zuerst das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Hintergrund ist wohl die Tatsache, dass in dem Film einige fragwürdige Personen zu Wort kommen, die dann auch noch Verschwörungstheorien verbreiten. Das sorgte bereits in den vergangenen Tagen für Kritik.
Für die Erzählung, der südkoreanische Präsident sei Opfer eines Komplotts geworden, bei dem auch China und Nordkorea mitmischen, um die Demokratie in dem Land zu destabilisieren, gibt es keine stichhaltigen Informationen - dennoch wird diese These von rechten Bloggern und YouTubern befeuert. Und sie findet auch Eingang in die Dokumentation von Phoenix - das lässt sich bereits am Untertitel des Films erkennen.
Zu Wort kommen ein rechter YouTuber, ein rechtspopulistischer Politiker oder auch der ehemaliger US-Oberst David S. Maxwell, der behauptet, die Opposition in Südkorea sei "linksextrem". Für die Doku wurde auch der Korea-Experte Eric J. Ballbach von der Stiftung Wissenschaft und Politik interviewt - und dort ist man mit dem fertigen Film alles andere als glücklich. Gegenüber dem "Spiegel" teilt die Stiftung mit: "Die Dokumentation ist im Ergebnis leider stark tendenziös und unkritisch, sowohl in der Auswahl der Informationen als auch einiger Interviewpartner. Aus unserer Sicht werden hier unbelegte Behauptungen gleichberechtigt neben wissenschaftlich fundierte Aussagen unseres Korea-Experten Dr. Eric J. Ballbach gestellt."
Angesichts dessen haben ARD, ZDF und Phoenix die Doku nun offline genommen. Gegenüber dem "Spiegel" erklärt ein Sprecher des Doku- und Nachrichtensenders: "Phoenix haben kritische Zuschriften von Zuschauerinnen und Zuschauern erreicht, die die Redaktion veranlasst haben, die Dokumentation erneut zu prüfen." Diese Prüfung habe ergeben, dass der Film der Komplexität der politischen Lage in Südkorea und dem journalistischen Anspruch des Senders nicht gerecht werde. "Der Film sollte die bislang journalistisch weniger berichtete Perspektive der konservativen PPP um den suspendierten Staatschef Yoon beleuchten. Das leistete der Film nicht in der gebotenen Ausgewogenheit."