Der lange geplante Relaunch der ZDF-Mediathek steht kurz bevor: Nach über acht Jahren wird das ZDF ab dem 18. März sein grundlegend überarbeitetes Streaming-Angebot starten. Entsprechende Pläne hat der Sender gegenüber DWDL.de bestätigt, nachdem Intendant Norbert Himmler bereits im vergangenen Herbst im DWDL.de-Interview die Weiterentwicklung der Mediathek als die wichtigste Aufgabe seines Hauses für 2025 bezeichnete. Sie sei "der entscheidende Ausspielweg der Zukunft für das ZDF", so Himmler damals. "Denn hinter und in der Mediathek steckt letztlich das gesamte Programmangebot des ZDF. Dort läuft alles zusammen, was wir über diverse Kanäle verbreiten."

Der bisher so geläufige Name, der bereits seit 2001 verwendet wird, soll künftig aber in den Hintergrund rücken - und irgendwann aus dem Sprachgebrauch verschwinden. "Es ist der Abschied von der TV-Mediathek", sagt Tina Kutscher, die zusammen mit Andreas Grün in der neuen ZDF-Direktion Audience den Bereich Digitale Produkte und Automatisierung leitet. "Das ZDF wird mit diesem Relaunch in der App- und Web-Welt zur Streaming-Plattform", kündigt sie im ZDF-internen Magazin "Kontakt" an, das DWDL.de vorliegt. Gemeint ist damit die "Abkehr von der so genannten bisherigen Sendebegleitung". Stattdessen sollen künftig die "Grundregeln der nonlinearen Videowelt" übernommen werden.

Auf DWDL.de-Nachfrage heißt es aus Mainz: "Mit dem Launch des neuen Streaming-Angebots am 18. März setzt das ZDF neue Maßstäbe für ein modernes, intuitives und eigenständiges Streaming-Portal und gibt mit seiner öffentlich-rechtlichen Automatisierungs- und Personalisierungsstrategie eine zeitgemäße Antwort auf die gestiegenen, individuellen Interessen der Nutzenden."

Nach Angaben von Tina Kutscher handelt es sich bei dem Relaunch um den "zweiten großen Schritt seit 2016". Damals wurde die klassische ZDF.de-Website mit der Mediathek verschmolzen. "Heute verabschieden wir uns quasi von den Resten der alten ZDF.de, etwa von den Sendebezügen." Kutscher weiter: "Aus allen Studien der Medienforschung wissen wir, dass junge Nutzende über Hinweise wie 'Sendung verpasst' oder 'Heute Abend 20:15 Uhr' reichlich irritiert waren. Weil sie schlicht nicht wussten, was das bedeuten soll." Mit dem Abschied von der "TV-Mediathek" gehe auch ein Abschied von Modulen wie Faktenboxen, Bildergalerien oder aufwendigen Texten einher. "Das Video steht absolut im Vordergrund", so Kutscher.

Neue Metadaten sollen Orientierung schaffen

Die Hauptfunktionen sollen dabei über alle Screens gleich sein, aber optimiert wurde die Plattform hauptsächlich für die großen Bildschirme, auf die aktuell etwa die Hälfte der Nutzung entfällt. Verändert wird nicht zuletzt die innere Struktur, "die für alle Sendungen - egal, ob Fiktion, Doku oder Magazin - gleich ist und nicht mehr so extrem unterschiedlich wie bisher", erklärt Kutscher im ZDF-Mitarbeitermagazin "Kontakt". Künftig würden voraussichtlich etwa 80 Prozent der bislang Sendebereiche genannten "Collections" automatisiert entstehen und müssten nicht mehr händisch gebaut werden. Das soll auch den Nutzenden helfen, "weil sie sich nicht in jedem Bereich neu orientieren müssen". Es werde allerdings auch weiterhin Orte und Themen geben, in denen kuratiert werde - "im journalistischen, im öffentlich-rechtlichen Sinne", so Kutscher weiter. Gemeint sind etwa die Berichterstattung zu Wahlen oder andere Eventprogramme.

 

"Der Begriff Mediathek wird quasi ausgeschlichen."

 

Eine große Veränderung im Hintergrund sind die neuen Metadaten, mit denen die Videos verschlagwortet wurden, um eine bessere Auffindbarkeit zu gewähren. "Durch die neuen Metadaten sind die Inhalte viel differenzierter erschlossen", sagt Andreas Grün aus der ZDF-Direktion Audience. "Wenn die Personlisierung eingeschaltet ist, können wir die Inhalte spezifischer anbieten." Beim Bau der Plattform orientierte sich das Team vor allem an den Bedürfnissen der 25- bis 49-Jährigen, jüngere Inhalte würden dabei explizit höher gerankt, betont Tina Kutscher. Dazu zählten in der Regel aber auch die Inhalte, die von der Langfristplanung der Direktion Audience als sogenannte "Premiumprodukte" definiert wurden. 

Und wie geht es nun weiter mit der "Mediathek"? "Der Begriff Mediathek wird quasi ausgeschlichen", erklärt Kutscher im ZDF-internen Magazin. "Irgendwann ist dieses Streamingportal das ZDF. Bis es so weit ist, wird überbrückt mit 'das ZDF in den Apps und im Web'. Oder, wie die Marketing-Kollegen sagen: 'Jetzt streamen im ZDF." Ohnehin sei die URL zdf.de nicht mehr der primäre Zugang, ergänzt Andreas Grün. "Die meisten schalten den Fernseher an oder starten die App."