Die ProSiebenSat.1 Group hat ihren Umsatz im abgelaufenen Jahr leicht auf 3,918 Milliarden Euro gesteigert, während das adjusted EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, auf 557 Millionen Euro sank. Beide Zahlen lagen damit in dem vom Konzern erwarteten Bereich. Insgesamt macht der Konzern einen Verlust (net income) in Höhe von 122 Millionen Euro - eine nur leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Für das laufende Jahr geht ProSiebenSat.1 von einem Umsatzwachstum auf rund 4 Milliarden Euro aus, wobei die Schwankungsbreite hier noch bei plus/minus 150 Millionen Euro liegt. Das adjusted EBITDA dürfte dagegen erneut fallen. 

Damit der Umsatz in diesem Jahr tatsächlich auf 4 Milliarden Euro steigt, müssten die Entertainment-Werbeerlöse in der DACH-Region um rund 2 Prozent steigen. Für die darin enthaltenen TV-Werbeerlöse geht man in Unterföhring bereits heute von einer leicht rückläufigen Entwicklung aus. So war es auch im vergangenen Jahr: Der Außenumsatz des Segments Entertainment sank 2024 um rund 1 Prozent auf 2,537 Milliarden Euro. Der Konzern verweist in einer Pressemitteilung zu der Vorlage der Zahlen auf die Konjunktur in Deutschland, vor allem im für das TV-Werbegeschäft vierten Quartal seien die Erlöse "deutlich unter Vorjahr" geblieben. Die Umsätze aus digitalen und smarten Werbeangeboten in der DACH-Region steigerten sich um 5 Prozent, während die gesamten Werbeumsätze um 3 Prozent zurückgingen. Die angepeilten 4 Milliarden Euro Umsatz für 2025 sind also durchaus ambitioniert. 

Im Bereich Commerce & Ventures, wo unter anderem die Beteiligungen flaconi und Verivox angesiedelt sind, stieg der Umsatz deutlich und erstmals auf mehr als eine Milliarde Euro - konkret waren es 1,005 Milliarden Euro im zurückliegenden Jahr. 2025 dürfte ein entscheidendes Jahr für die Sparte werden: ProSiebenSat.1 will sich auf Druck seiner größten Gesellschafter MFE und PPF erklärtermaßen von Beteiligungen trennen, die nicht auf das Kerngeschäft einzahlen - namentlich flaconi und Verivox. Weil in den zurückliegenden Monaten an dieser Front aber nur wenig passiert ist, sind die Gesellschafter wahrnehmbar unzufrieden. 

Kurz vor der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2024 teilte ProSiebenSat.1 daher via Ad-hoc-Mitteilung mit, dass man sich mit General Atlantic (GA) in Gesprächen über einen möglichen Einstieg befinde. GA ist das Unternehmen, das an der NuCom Group, dem Bereich Commerce & Ventures von ProSiebenSat.1, beteiligt ist. Zuletzt gab es Medienberichte, in denen es hieß, GA würde von ProSiebenSat.1 angestrebte Verkäufe ver- oder zumindest behindern. Diesen Knoten will man nun anscheinend durch einen Deal durchschlagen. 

Kann man den Beteiligungs-Knoten durchschlagen? 

Konkret sprechen die Konzerne darüber, ob ProSiebenSat.1 die Minderheitsbeteiligung von GA an der NuCom Group und der ParshipMeet Group übernehmen könnte, wobei die Beteiligungen an Verivox und flaconi dabei ausgenommen werden. Die Gespräche umfassen als Gegenleistung demnach auch die mögliche Ausgabe einer Pflichtwandelanleihe und gegebenenfalls die Übertragung eigener Aktien der ProSiebenSat.1 Media SE an General Atlantic. Eine Transaktion setzt aber voraus, dass mindestens Verivox oder flaconi verkauft wird. Sofern zunächst nur eine der beiden Beteiligungen verkauft wird, würde General Atlantic seine Minderheitsbeteiligung an der nicht veräußerten Gesellschaft voraussichtlich künftig direkt und nicht wie bisher mittelbar über die NuCom Group halten. Oder kurz gesagt: General Atlantic könnte künftig zu einem weiteren P7S1-Investor werden. In welcher Größe und mit welchen Auswirkungen auf die bestehenden Aktionäre ist zum aktuellen Zeitpunkt unklar. 

Wir haben unsere finanziellen Ziele trotz schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen erreicht. Dies ist nicht zuletzt das Ergebnis unseres konsequenten Kosten-Managements.
Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE


Äußerst negativ auf die nun vorgelegten Geschäftszahlen ausgewirkt haben sich die Entwicklungen im Segment Dating & Video, das nun schon seit einiger Zeit schwächelt. Hier ging der Umsatz um 13 Prozent auf 375 Millionen Euro zurück. ProSiebenSat.1 spricht von "gewachsenen Herausforderungen" und einer "eingetrübten Marktsituation". Außerdem habe sich das Nutzerverhalten bei den relevanten Zielgruppen verändert - keine sonderlich rosige Analyse der eigenen Geschäftsentwicklung. Angesichts der insgesamt weiterhin angespannten Lage schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der kommenden Hauptversammlung vor, eine Dividende in Höhe von nur 0,05 Euro je Aktie auszuschütten - damit liegt man auf dem Niveau des Vorjahres. 

Habets sieht P7S1 auf gutem Kurs

Auch für ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets sind es entscheidende Monate, im Herbst läuft sein Vertrag aus. Ob er weiter macht, ist derzeit noch nicht geklärt. Zu den nun vorgelegten Zahlen sagt er: "Unser Fokus auf das Entertainment-Geschäft und die konsequente Umsetzung unserer Strategie zahlen sich aus: Das zeigt das starke Wachstum von Joyn und die verbesserte Performance unserer linearen Sender zum Jahresende. Dazu investieren wir intensiv ins Programm und in neue Technologien, um unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Unser Ziel ist klar: Wir wollen Joyn als führende werbefinanzierte Streaming-Plattform im deutschsprachigen Raum etablieren und dabei die vermarktbare Reichweite von Joyn mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr weiter signifikant steigern. Mit unserem eingeschlagenen Kurs werden wir unsere Position im Entertainment-Markt erfolgreich ausbauen." Mit der bei Joyn eingeschlagenen Strategie sorgte man zuletzt aber auch für mächtig Ärger bei ARD und ZDF (DWDL.de berichtete). 

Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, erklärt: "Wir haben unsere finanziellen Ziele trotz schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen erreicht. Dies ist nicht zuletzt das Ergebnis unseres konsequenten Kosten-Managements. Gleichzeitig machen wir wichtige Fortschritte bei der Umsetzung unserer Entertainment-Strategie und freuen uns über das Wachstum in großen Teilen des Segments Commerce & Ventures. Wir werden weiter konsequent an unserer Kostenbasis arbeiten, um unsere finanziellen Ziele zu erreichen. Denn eine solide finanzielle Basis ist die Voraussetzung für Wachstum und Profitabilität." Details zu einem möglichen, weiteren Sparprogramm machte Mildner vorerst nicht.