Im 61. Jahr seines Bestehens gibt es ein echtes Novum beim Grimme-Preis: Zum ersten Mal seit Bestehen der Kategorie werden in der Fiktion nur Serien ausgezeichnet. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort - was letztlich auch der Entwicklung des Fernsehens, weg von Einzelstücken und hin zu Serien, geschuldet ist. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr die ARD-Serien "Die Zweiflers", "Festmachen" und "Herrhausen - Der Herr des Geldes" und die ZDF-Serie "Uncivilzed" des Kleinen Fernsehspiels.

Darüber hinaus erhält auch die RTL+-Serie "Angemessen Angry" eine Grimme-Auszeichnung in der Fiktion. In Köln darf man sich sogar über gleich zwei Preise für die Produktion von Studio Zentral freuen, denn zusätzlich gewinnt "Angemessen Angry" auch den Publikumspreis der Marler Gruppe. In einem gewohnt öffentlich-rechtlich dominierten Siegerfeld sticht neben dem doppelten Preisregen für "Angemessen Angry" auf privater Seite einzig noch der Streamingdienst Prime Video hervor, der in der Unterhaltungskategorie einen Grimme-Preis für die "Teddy Teclebrhan Show" erhält.

Anders als im vergangenen Jahr, als nicht alle möglichen Grimme-Preise in den Kategorien Fiktion und Unterhaltung vergeben wurden, schöpfen die beiden Jurys diesmal ihr Preiskontingent wieder voll aus - auch deshalb, weil die ursprünglich in der Fiktion nominierte ARD-Serie "Player of Ibiza" den Preis letztlich in der Kategorie Unterhaltung bekommt. Daneben bekommt auch "Kroymann - Ist die noch gut?" in diesem Jahr einen Preis. Nach ihren Auszeichnungen für "Kroymann" in den Jahren 2018 und 2019 sowie der Besonderen Ehrung des Deutschen Volkshochschulverbands (DVV) im Jahr 2023 kann Kroymann damit nun also bereits ihren vierten Grimme-Preis entgegennehmen.

Über ihren dritten Grimme-Preis kann sich indes Isabel Schayani freuen, die für "Deutschland am Limit? Abschiebung, Abschottung, Asyl" gemeinsam mit Mareike Wilms ausgezeichnet wird. Der Preis für die Besondere Journalistische Leistung geht in diesem Jahr an Isabell Beer und Isabel Ströh für ihre intensiven digitalen Recherchen zu sexueller Gewalt für zwei Filme der "Strg_F"-Reihe.  Weitere Auszeichnungen in der Information erhalten "Einhundertvier", "Exile Never Ends" und "Total Trust - Was China der Welt nicht zeigt" - ausschließlich öffentlich-rechtliche Produktionen also. Immerhin: Mit der Besonderen Ehrung des DVV werden in diesem Jahr die langjährigen RTL-Nachrichtenmoderatoren Ulrike von der Groeben und Peter Kloeppel geehrt.

Çiğdem Uzunoğlu © Die Hoffotografen
Çiğdem Uzunoğlu, seit Jahresbeginn neue Leiterin des Grimme-Instituts, zeigte sich mit der Wahl der Preisträgerinnen und Preisträger zufrieden. "Die ausgezeichneten Produktionen dieses Jahrgangs zeigen, was Fernsehen leisten kann: informieren, reflektieren und immer wieder aufklären. Es ist ein toller 61. Jahrgang für Grimme und ein spannender und vielfältiger erster Einstieg für mich", so Uzunoğlu. "Die Preisträgerinnen und Preisträger greifen dabei auf beindruckende Art und Weise die aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Flucht und Migration auf, das Erstarken des Rechtsextremismus und sexualisierte Gewalt. Hoffnung und Perspektive vermitteln hierbei die vielen jungen Talente, die eine Auszeichnung erhalten."

Lucia Eskes, Leiterin des Grimme-Preises, sagte: "Es war ein sehr intensives und herausforderndes Preisjahr für die Kommissionen und Jurys des Grimme-Preises, sowohl thematisch als auch in der Menge der zu sichtenden Beiträge. Umso dankbarer sind wir für ihre wertvolle und engagierte Arbeit und unermüdliche Unterstützung des Preises." Bis zur Verleihung der insgesamt 16 Grimme-Preis sowie drei Sonderpreise wird nun allerdings noch etwas Zeit vergehen: Die Gala findet am 4. April im Marler Theater statt, moderiert wird diese von Jana Pareigis.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick

Wettbewerb Fiktion

Jana Forkel (Buch)
Elsa van Damke (Buch/Regie)
Marie Bloching (Darstellung)

für Angemessen Angry (Studio Zentral für RTL/RTL+)

David Hadda (stellv. für das Buch/Produktion)
Anja Marquardt (Regie)
Clara Zoë My-Linh von Arnim (Regie)
Martin Danisch (Produktion)
Aaron Altaras (Darstellung)
Sunnyi Melles (Darstellung)

für Die Zweiflers (Turbokultur für ARD Degeto/HR)

Hilke Rönnfeldt (Buch/Regie)
Salka Weber (Darstellung)
Jenny Lou Ziegel (Bildgestaltung)

für Festmachen (Leitwolf Filmproduktion für NDR)

Thomas Wendrich (Buch)
Pia Strietmann (Regie)
Gabriela Sperl (Produktion)
Oliver Masucci (Darstellung)

für Herrhausen – Der Herr des Geldes (Sperl Film- und Fernsehproduktion/X-Filme Creative Pool für ARD DEGETO/RBB/SWR/HR)

Bilal Bahadır (Buch/Regie)
Çağdaş Eren Yüksel (Produktion)

für Uncivilized (cocktailfilms/Kollektiv Zwo für ZDF/ZDF - Das kleine Fernsehspiel)

 

Wettbewerb Info & Kultur

Isabel Schayani (Buch/Regie)
Mareike Wilms (Buch/Regie)

für Deutschland am Limit? Abschiebung, Abschottung, Asyl (WDR)

Jonathan Schörnig (Regie/Bildgestaltung)
Johannes Filous (Bildgestaltung)

für Einhundertvier (Jonathan Schörnig & Adrian Then)

Bahar Bektaş (Buch/Regie)
Antonia Kilian (Bildgestaltung)
Meret Madörin (Bildgestaltung)
Tobias Carlsberg (Buch)
Arash Asadi (Buch)

für Exile Never Ends (Pink Shadow Films für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)

Jialing Zhang (Buch/Regie)
Barbara Toennieshen (Montage)
Michael Grotenhoff (stellv. für die Produktion)

für Total Trust (Filmtank/Witfilm für ZDF/ARTE/NTR)

Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung

Isabell Beer und Isabel Ströh für ihre intensiven digitalen Recherchen zu sexueller Gewalt für die Filme "STRG_F Epic – Pädokriminelle im Stream: So sicher fühlen sich Täter" und "STRG_F – Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram" (NDR/funk)

 

Wettbewerb Unterhaltung

Claudius Pläging (Buch)
Tedros Teclebrhan (Buch/Host)
Johannes Spiecker (Regie)

für Die Teddy Teclebrhan Show (Leonine Studios/Kofbelu für Prime Video)

Sebastian Colley (Buch)
Sophie Averkamp (Regie)
Maren Kroymann (Darstellung)
Maira Inselmann (Produktion)

für Kroymann – Ist die noch gut? (btf für RB/SWR/NDR/WDR)

Bruno Alexander (Buch/Regie)
Oskar Belton (Buch/Regie)
Emil Belton (Buch/Regie)
Larissa Sirah Herden (Darstellung, stellv. für das Ensemble)
Ina-Christina Kersten (stellv. für die Produktion)

für Player of Ibiza (Pyjama Pictures/Kleine Brüder für NDR)

 

Wettbewerb Kinder & Jugend

Leonie Haenchen (Buch)
Nikolas Holl (Buch)
Lucie Schöner (Buch)
Philipp Weimar (Buch)
Paula Menzel (Buch)

für ATLAS (Hyperbole für NDR/funk)

Clara Stella Hüneke (Buch/Regie)

für Sisterqueens (Filmakademie Baden-Württemberg für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)

Grimme-Preis Spezial

Zoe Magdalena (Buch/Darstellung) für die Leistung als Headautorin und Schauspielerin der Serie "Hungry" (Network Movie Film- und Fernsehproduktion für ZDF)

 

Publikumspreis der Marler Gruppe

Jana Forkel (Buch)
Elsa van Damke (Buch/Regie)
Marie Bloching (Darstellung)

für Angemessen Angry (Studio Zentral für RTL/RTL+)

 

Preis der Studierendenjury

Steffi Niederzoll (Buch/Regie)

für Sieben Winter in Teheran (MADE IN GERMANY Filmproduktion/Gloria Films Production/TS Productions für WDR)

 

Besondere Ehrung des Deutschen Volkhochschul-Verbandes

an Ulrike von der Groeben und Peter Kloeppel