Viel wird in der Branche derzeit über künstliche Intelligenz gesprochen. Der WDR hat nun schon seit einigen Wochen eher unbemerkt ein spannendes Projekt auf den Weg gebracht, das zeigt, welche Chancen der Einsatz von KI mit sich bringt. Konkret setzt der öffentlich-rechtliche Sender neuerdings bei der Live-Ausstrahlung seiner elf "Lokalzeit"-Ausgaben auf KI-generierte Untertitelung - was vor allem all jenen Zuschauerinnen und Zuschauern hilft, die nicht oder nicht gut hören können. 

Wie ein Sprecher des Senders gegenüber DWDL.de bestätigte, stehen die KI-Untertitel während des Livestreams aktuell im Web und Browser zur Verfügung. In Zukunft wolle man weitere Ausspielwege unterstützen und schon bald bei neueren Smart-TVs mit HbbTV beginnen. "Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt für den Start des Angebots entschieden, da der Vorteil für Menschen, die darauf angewiesen sind, bereits jetzt überwiegt", heißt es. "Denn eine Live-Untertitelung der elf parallel laufenden Ausgaben der WDR-'Lokalzeit' war ohne KI bisher nicht umsetzbar."

Katrin Vernau © WDR/Annika Fußwinkel Katrin Vernau
Dem offiziellen Start des Angebots ging zunächst ein Publikumstest mit dem Landesstudio Münster voraus, zudem gab es im vorigen Jahr Nutzertests in der Zielgruppe von Menschen mit Hörbehinderung. "Ein gutes Beispiel für den Einsatz neuer Technologie im Sinne unseres Publikums", sagte WDR-Intendantin Katrin Vernau gegenüber DWDL.de über das Projekt. "So ermöglichen wir mehr Menschen in NRW einen Zugang zu unserem Regionalangebot und können damit etwas leisten, was ohne KI nicht machbar war. Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich weiter – und wir uns mit ihnen."

Technisch steckt ein im WDR laufender Cloud-Dienst hinter dem Projekt, der nach Angaben des WDR auch anderen ARD-Landesanstalten zur Verfügung steht. So setze etwa Radio Bremen die Technologie seit Anfang des Jahres für sein Regionalmagazin "buten un binnen" ein.  

Worterkennung noch "nicht immer exakt"

Gabi Ludwig © WDR/Annika Fußwinkel Gabi Ludwig
Auf LinkedIn hatte Gabi Ludwig, Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme, das Vorhaben jüngst thematisiert. Sie sieht in dem KI-Einsatz der Live-Untertitelungen einen echten Problemlöser. "Für die elf parallel laufenden Ausgaben der WDR Lokalzeit hätten wir elf Untertitelungsteams benötigt, die bereit gewesen wären, abends für eine halbe Stunde zu arbeiten. Das ist rein organisatorisch nicht machbar, deswegen liefen die Sendungen bisher ohne Untertitel", so Ludwig.

Gleichzeitig räumte sie allerdings ein, dass "trotz vieler kluger Ideen in der Entwicklung noch nicht jede Untertitel-Zeile perfekt synchron zum Bild" passe und die Worterkennung "nicht immer exakt" sei. Auf DWDL.de-Nachfrage erklärte der WDR jedoch, dass man permanent im laufenden Betrieb nachjustiere, "um das Angebot weiter zu verbessern". Gabi Ludwig blickt ohnehin optimistisch nach vorne: "Wenn wir davon ausgehen, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz so rasant weiter geht, ist es aber nur einer Frage der Zeit, bis die Untertitel unseren Qualitätsansprüchen vollends genügen."