Neues Kapitel im Fall der fehlerhaften RBB-Berichterstattung rund um den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar. Zur Erinnerung: Der RBB berichtete über Frauen, die Gelbhaar Belästigungen vorwarfen, dabei bezog man sich auf eidesstattliche Erklärungen dieser Frauen. Gelbhaar stritt die Vorwürfe ab, der RBB berichtete trotzdem. Kurz danach stellte sich jedoch heraus, dass zumindest eine Frau, die besonders schwere Vorwürfe erhoben hatte, wohl gar nicht existiert - der RBB hatte ihre Identität nicht ausreichend geprüft. Der Sender zog seine Berichterstattung daraufhin zurück, Gelbhaar allerdings verlor vor der Bundestagswahl zunächst seinen Platz auf der Landesliste und später auch noch seine Direktkandidatur für den Wahlkreis in Berlin-Pankow.

Am Donnerstag berichtete nun zunächst "Business Insider", dass Gelbhaar eine "hohe sechsstellige Summe" Schadensersatz vom RBB fordere. Kurz darauf bestätigt der RBB allerdings, dass es noch um viel mehr Geld gehe. Insgesamt fordert der Politiker demnach 1,7 Millionen Euro von der ARD-Anstalt. Die Ansprüche seien vom Anwalt des Politikers erhoben worden, bestätigte RBB-Sprecher Justus Demmer gegenüber dem Evangelischen Pressedienst

Der Sender weist die Höhe der geforderten Summe als unangemessen zurück. "Anders als vielfach dargestellt, hatte Stefan Gelbhaar zum Zeitpunkt der monierten Berichterstattung bereits auf einen Platz auf der Landesliste der Grünen für den Bundestag verzichtet", heißt es vom RBB-Sprecher. Auch die Entscheidung, dass die Wahl des Direktkandidaten der Grünen für den Wahlkreis Pankow erneut erfolgt, sei vor der Berichterstattung des RBB am 31. Dezember 2024 erfolgt.

Der RBB kündigte nach der ganzen Sache eine umfassende Aufarbeitung an und betraute damit neben dem Journalisten Stephan Wels auch die Prüfungs- und Beratungsfirma Deloitte. Als der Rundfunkrat des Senders am Mittwoch zusammenkam, hieß es, der Abschlussbericht werde in der ersten März-Woche vorliegen - also in wenigen Tagen. Mittlerweile gerät aber auch RBB-Chefredakteur David Biesinger in die Kritik. Wie "Business Insider" berichtet, habe der Redaktionsausschuss des Senders intern ein kritisches Statement zu Biesinger veröffentlicht. "Übermedien" berichtet darüber hinaus, dass es am Mittwoch auch im Rundfunkrat Kritik an Biesinger gegeben habe. Der RBB will sich dazu vorerst nicht äußern und wartet den Abschlussbericht der Untersuchung ab.

Der RBB hatte im Rahmen der Aufarbeitung des Falls bereits "schwerwiegende Fehler" eingeräumt und sich bei Stefan Gelbhaar entschuldigt. Der nahm diese Entschuldigung zuletzt aber nicht an. "Man kann sich erst entschuldigen, wenn man die Fehler aufgearbeitet hat", sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete vor wenigen Tagen im Interview mit der "Berliner Zeitung".

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