Nicht einmal zwei Jahre ist es her, dass ProSiebenSat.1 den Abbau von 400 Vollzeitstellen ankündigte. Ein sogenanntes Freiwilligenprogramm sollte helfen, "weitestgehend" ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen, hieß es damals. Auf ruhigere Zeiten kann die Belegschaft aber auch jetzt nicht hoffen, denn einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge steht bereits ein möglicher weiterer Stellenabbau im Raum.
Demnach werde der Vorstandsvorsitzende Bert Habets bei der Anfang März angesetzten Bilanz-Pressekonferenz ein neuerliches Sparprogramm im Gepäck haben. Die Rede ist davon, dass erneut "grob 500 Stellen" gestrichen werden sollen, wie das "Manager Magazin" schreibt. Der Schnitt in die Personaldecke werde maßgeblich das Fernseh- und Streaminggeschäft treffen, aber auch bei den Sachkosten will der Konzern sparen.
Auf DWDL.de-Nachfrage wollte ProSiebenSat.1 am Donnerstagabend einen möglichen Stellenabbau nicht bestätigen - aber auch nicht dementieren. Eine Konzernsprecherin erklärte allerdings, dass an "Reorganisationsmaßnahmen" gearbeitet werde. "Da diese noch nicht final sind, gibt es noch keine formellen Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Daher können wir auch keine konkreten Stellenabbauzahlen nennen." Und weiter: "Sollte es zu konkreten Entscheidungen kommen, werden wie gewohnt einen geordneten Prozess verfolgen und im Anschluss über das Ergebnis informieren."
Zugleich machte die ProSiebenSat.1-Sprecherin deutlich, dass der Vorstand seit 2023 kontinuierlich an Maßnahmen arbeite, "wie wir die Wettbewerbsfähigkeit von ProSiebenSat.1 in einem schwierigen Umfeld und die Kostenstrukturen verbessern und verstärkt neue Technologien einführen". Darüber seien sowohl die Mitarbeiter als auch der Betriebsrat informiert.
Machtkampf hinter den Kulissen
Zu den wirtschaftlichen Herausforderungen kommt ein anhaltender Machtkampf im Hintergrund. Erst vor wenigen Wochen hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele deshalb seinen Rückzug in Aussicht gestellt. Bei der kommenden Hauptversammlung, die für den 28. Mai ansteht, tritt er nicht mehr an und kommt damit auch einer denkbaren Abwahl zuvor, zumal die Mehrheitseigener des italienischen Konzerns Media for Europe (MFE) ohnehin mit einer Kompettübernahme von ProSiebenSat.1 liebäugeln und sich inzwischen schon die notwendigen finanziellen Mittel über Kredite gesichert haben. Aktuell liegt der Anteil von MFE nur noch minimal unter der 30-Prozent-Schwelle, ab der ein öffentliches Übernahmeangebot abgegeben werden muss.
Wer auf Wiele als Aufsichtsratsmitglied folgt und wer künftig den Vorsitz übernimmt, ist noch unklar. Als möglichen Nachfolger bringt das "Manager Magazin" bereits den ehemaligen Vorstandsvize Conrad Albert ins Spiel, der dem Bericht zufolge sogar schon auf der Payroll von MFE stehen soll. Unklar bleibt indes auch, ob Bert Habets eine Zukunft hat. Das Mandat des Vorstandsvorsitzenden läuft nur noch bis Oktober und eine Mehrheit unter den Aufsichtsratsmitglieder ist bislang nicht gesichert.