Durch eine Überarbeitung der eigenen Geschäftsordnung hat sich der Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks (NDR) mehr Beinfreiheit geschaffen. Ab sofort hat das Aufsichtsgremium die Möglichkeit, anders als bisher auf Programmbeschwerden zu reagieren. So kann der Rundfunkrat seine Kritik an einem Angebot auch unabhängig von solchen Programmbeschwerden und den darin beanstandeten Punkten deutlich machen. Erwartungen, Hinweise und Empfehlungen können an den Intendanten oder die Intendantin übermittelt werden. 

Damit hat der Rundfunkrat mehr Kritikmöglichkeiten an der inhaltlichen Ausgestaltung des Programms. "Das erweitert den Handlungsspielraum des Rundfunkrats spürbar, weil er jetzt auch unterhalb der Aufgreifschwelle einer Staatsvertragsverletzung Kritik äußern kann", sagt der Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates Nico Fickinger.

Darüber hinaus hat das Gremium auf seiner jüngsten Sitzung auch zwei Produktionsverträgen zugestimmt - das ist in den meisten Fällen eine Formalie. In diesem Fall hat man dem Bundesliga-Vertrag ab 2025/26 zugestimmt. Zur Erinnerung: Die ARD hatte sich die Bundesliga-Rechte bis zur Saison 2028/29 erworben, die "Sportschau" bleibt damit ganz regulär im Programm. Grünes Licht gab es außerdem für 20 neue Folgen der Kinderserie "Die Pfefferkörner". 

Der Rundfunkrat hat sich nach eigenen Angaben auch kritisch mit dem Prozess der Kandidatenauswahl für die Moderation von "ttt - titel, thesen, temperamente" befasst. Nachdem die ARD ja zunächst Thilo Mischke als Co-Moderator von Siham El-Maimouni angekündigt hatte, zog man die Personalie nach einem Proteststurm wieder zurück (DWDL.de berichtete). Am Freitag hatte sich auch der neue ARD-Vorsitzende Florian Hager in einem Pressegespräch mit Journalistinnen und Journalisten noch einmal zu dem Vorgang geäußert. Hager räumte ein, dass es schlecht gewesen sei, wie man in der ganzen Sache reagiert habe. Sein Job sei jetzt die Aufarbeitung, so Hager, der das aber zunächst intern machen will. Der Chefredakteur der ARD-Programmdirektion, Oliver Köhr, leitet dazu eine Projektgruppe, deren Ergebnisse später im Jahr, wenn sie vorliegen, auch öffentlich gemacht werden sollen.