Der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) und ver.di haben mit der Produktionsallianz einen Tarifabschluss zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) erzielt, das haben alle Seiten am Montag bekanntgegeben. So habe man sich in wesentlichen Punkten zum Einsatz von KI bei der Herstellung von Film- und Fernsehproduktionen einigen können. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein neuer Tarifvertrag zwischen den Parteien geschlossen, das Thema KI war damals aber in der Einigung noch ausgeklammert worden (DWDL.de berichtete). 

Jetzt konnte man sich also auch bei diesem vergleichsweise neuen Thema, das einerseits für Aufbruchsstimmung, aber auch für Verunsicherung sorgt, einigen. Der erreichte Tarifabschluss betrifft die schauspielerische Darbietung, also wenn schauspielerische Arbeit mittels generativer KI bearbeitet, umgestaltet oder durch den Einsatz sogenannter Replikate, also digitaler Nachbildungen der Schauspielerinnen und Schauspieler, ersetzt wird. Konkret sollen Regelungen zu Einwilligung und Vergütung künftig sicherstellen, dass nicht über den Kopf der Schauspielerinnen und Schauspieler hinweg mit den digitalen Nachbildungen gearbeitet wird.

Die Tarifregelung zum Einsatz generativer KI tritt am 1. März 2025 in Kraft und gilt zunächst bis zum 30. Juni 2026. Sie soll halbjährlich evaluiert werden, um mit der rasanten KI-Entwicklung in der Filmbranche Schritt halten zu können. Explizit ausgenommen von der Einigung sind herkömmliche KI-Technologie-Anwendungen, die bislang etwa zur Nachbildung oder Veränderung der Stimme oder der Bildaufnahmen von Filmschaffenden beispielsweise in der Postproduktion eingesetzt werden.

"Diese Vereinbarung zu KI ist in Deutschland wohl die erste auf tariflicher Ebene überhaupt. Unser Ziel war, uns gemeinsam mit unseren Tarifpartnern auf den Weg zu begeben, um den Umgang mit generativer KI so verantwortlich zu gestalten, dass einerseits unsere Arbeitgeber den technischen Fortschritt nicht verpassen und andererseits ein angemessener Schutz unserer Arbeit gewährleistet bleibt. Auf diesem Weg haben wir den ersten großen Schritt bewältigt und Zuversicht für weitere gewonnen", sagt Heinrich Schafmeister vom BFFS.

"Nach den ersten Erfolgen der US-Filmgewerkschaften haben BFFS und ver.di zusammen Tarifmaßstäbe gesetzt. Auch wenn nicht alle Folgen des KI-Einsatzes gelöst werden konnten. Einen maßgeblichen Schutz, mehr Mitbestimmung, die Pflicht zur Transparenz und auch finanzielle Kompensationen haben wir als Tarifansprüche gegen negative Folgen der Transformation in Filmproduktionen erreicht. Zunächst fürs Schauspiel, als nächstes dann mit dieser Vereinbarung auch für alle weiteren Kreativen hinter der Kamera", erklärte Christoph Schmitz-Dethlefsen als zuständiges Mitglied des ver.di Bundesvorstandes.

Und auch bei der Produktionsallianz zeigt man sich zufrieden mit dem verhandelten Ergebnis. Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz, sagt: "Der erste KI-Tarifvertrag für die Filmbranche setzt Maßstäbe! Erstmalig hat sich in Deutschland eine Branche Regeln für den Einsatz generativer KI gegeben, darauf können wir stolz sein. Die Vereinbarungen wahren die Persönlichkeitsrechte der Schauspielerinnen und Schauspieler, schaffen zugleich Raum für wirtschaftlicheres Produzieren und technologische Innovationen. Mit dem KI-Tarifvertrag betreten wir Neuland und können als echtes Vorbild für andere Branchen dienen. Und wir haben einmal mehr bewiesen: Wir können uns selbst helfen. Für Herausforderungen gibt es immer dann konstruktive Lösungen, wenn sie gemeinsam angegangen werden. Letztlich ist unsere Branche immer gut beraten, eigene Lösungen zu finden, statt auf die Politik zu hoffen."

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