Dass sich die Fragerunde im Anschluss zunächst aber ausschließlich um die News von vor zwei Tagen drehte, zeigt sehr eindrucksvoll, welchen Impact der SWR damit hinterlassen hat. Intendant Kai Gniffke und Programmdirektor Clemens Bratzler waren jedenfalls darum bemüht zu unterstreichen, dass der Standort Baden-Baden ein sehr wichtiger für den SWR bleiben wird. Bratzler betonte dann auch noch einmal, dass die angestoßenen Veränderungen in erster Linie kein Sparprozess seien, sondern der Flexibilisierung dienen würden.
Relevantes, aber unterhaltsam verpackt
Darüber hinaus ging es beim Jahresgespräch des SWR, wie bereits erwähnt, aber vor allem um die programmlichen Highlights, die in den kommenden Wochen und Monaten anstehen. "Der SWR ist auch bei euch, wenn ihr mal die Füße hochlegen wollt", erklärte Intendant Kai Gniffke zu Formaten, die eher in der Unterhaltung angesiedelt sind. 2025 hat man es sich jedoch auch zum Ziel gesetzt, Unterhaltung und Relevanz zu vermischen.
Gelingen soll das etwa in dem Fernsehfilm "Verschollen", in dem die Themen Aufforstung und CO2-Zertifikate in einem Thriller erzählt werden. Dahinter steckt Daniel Harrich, der bereits durch verschiedene "investigative Spielfilme" verantwortlich zeichnete. Rund um "Verschollen" gibt’s auch eine gleichnamige Doku, beides wird anlässlich der Weltklimakonferenz COP30 im Herbst den Kern eines ARD-Schwerpunkts zum Thema Wald bilden.
In "Die Nichte des Polizisten" geht es um eine junge Polizistin, die bei ihrem Einsatz für die demokratische Gesellschaft auf fatale Weise mit organisierter Kriminalität und rechtsextremen Tendenzen in der Polizei konfrontiert wird. Angelehnt ist dieser Film an den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn. In einer achtteiligen Serie geht es außerdem um einen Undercover-Agenten in einer Gruppe krimineller Hooligans. Bereits bekannt war, dass Andrea Sawatzki Hauptdarstellerin einer neuen Reihe mit dem Titel "Die Verteidigerin" ist (DWDL.de berichtete).
Dokus: RAF, Gaming und Franziska von Almsick
Im Bereich Dokumentation und Reportage gibt’s einen Strauß von sehr unterschiedlichen Formaten, die der SWR jetzt angekündigt hat. Ein Schwerpunkt liegt auf RAF, hier ist es bald 50 Jahre her, dass in Stuttgart-Stammheim der Strafprozess gegen die Terroristen der ersten Generation begann. In dem Dokudrama "Stammheim – Zeit des Terrors" (19. Mai im Ersten) will man einen "ungewöhnlichen Einblick in die Lebenswelt der ersten Generation der RAF" bieten, gedreht wurde am Originalschauplatz - im siebten Stock der JVA Stammheim. In der Doku "Im Schatten der Mörder" (ab 19. Mai) will man sich außerdem nicht mit den Tätern, sondern mit den Opfern und ihren Hinterbliebenen auseinandersetzen und ihnen Gehör verschaffen.
Ein Schwerpunkt des SWR liegt in diesem Jahr auch auf dem Bereich Gaming, was insofern passt, als dass sich Kai Gniffke in der Vergangenheit bereits als "Silver-Gamer" bezeichnete. Auch hier will man aber vor allem relevante Inhalte transportieren. Angekündigt ist etwa eine Gaming-Erweiterung zur dritten Staffel von "Almania", die im Herbst veröffentlicht wird. In der Doku "Crunch" (ab 4. März) will der SWR auf die Schattenseiten der Branche blicken. Entwicklerinnen und Entwickler erzählen von den oft ausbeuterischen Strukturen in der größten Unterhaltungsindustrie der Welt. Host ist Khesrau Behroz, der bislang schon einige investigative Podcasts umgesetzt hat.
"Es ist unsere Pflicht, alle Menschen zu versorgen. Das ist unsere Zielgruppe: alle"
SWR-Intendant Kai Gniffke
Geplant sind darüber hinaus Dokufilme über Hannah Arendt und Anja Niedringhaus sowie Doku-Serien über Franziska von Almsick und das Skispringen. Peter Fox steht außerdem im Mittelpunkt einer Konzert-Doku. Im Fokus eines Doku-Projekts steht auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der inzwischen auch bundesweit bekannt ist. In "Der Palmer-Komplex" geht es ab dem 17. April um Palmer, aber auch um den Umgang der Medien mit ihm und seinen Aussagen. Geplant ist auch ein Podcast, der bereits Mitte März veröffentlicht wird.
"Feuer und Flamme" kommt im Spätsommer
Neben diesen Projekten hat der SWR für 2025 auch eine Reihe von neuen Audio-Formaten in Aussicht gestellt. In der Podcast-Serie "Höllenrausch" (ab 14. März) geht es beispielsweise um den Nürburgring, der nicht nur Sportfans aus ganz Deutschland anzieht, sondern auch Schauplatz eines großen Politskandals ist. Ebenfalls als Podcast-Serie kommt "Ugly Pforzheim" (ab 5. März), darin geht man der Frage nach, warum die Stadt Pforzheim als hässlich verschrien ist und trotzdem so viele Menschen gerne in dieser Stadt leben. Medienjournalistisch besonders interessant: Am 31. März gibt’s das Feature "Die ARD und die Politik – Ringen um Unabhängigkeit" zu hören.
Und dann hat der SWR jetzt auch noch einen Starttermin für die erste "Feuer & Flamme"-Staffel angekündigt, die in Heidelberg spielt. Das von SEO Entertainment produzierte Format soll ab dem 2. September wöchentlich in der Mediathek veröffentlicht werden, 10 Ausgaben sind geplant. Bereits vor einiger Zeit hatte der SWR die Adaption angekündigt (DWDL.de berichtete). Überhaupt kein Thema bei der Jahrespressekonferenz war dagegen die Tatsache, dass der SWR demnächst die ESC-Verantwortung vom NDR übernimmt. Hier ist aber auch noch ein bisschen Zeit, bis Fragen nach dem Vorentscheid für 2026 aufkommen.