Moderator Etienne Bell wirkte sichtlich überrascht, als am Mittwoch um 11:42 Uhr ein ungewöhnlicher Gast plötzlich inmitten der Live-Sendung das Studio des Nachrichtensenders ntv betrat: Mit Mirkofon in der Hand und einem Kamermann im Schlepptau, unterbrach Stefan Raab die "Telebörse", in der gerade noch ganz seriös über die Quartalszahlen der Google-Mutter Alphabet berichtet wurde.

Mit der Ernsthaftigkeit war es jedoch schnell vorbei. "Ich bin seit heute der neue RTL-Chef", erklärte Raab, "und ich will, dass wir ein bisschen Schmackes in den Landen reinbekommen." Sein neues Motto - "RTL First" - hatte Raab ebenfalls mit dabei und platzierte es auf dem Tisch. Was dann folgte, war eine eher belanglose Plauderei. Ob er zufrieden mit seinem Arbeitsplatz sei, fragte Raab den Moderator und wollte kurz darauf von ihm wissen, wen er wähle und wer die Wahl gewinnt. Weil Bell nicht konkret darauf antwortete, ging Raab schließlich in die Offensive: "Soll ich Ihnen sagen, wen ich wähle? Den Hässlichen!"

Nach kaum mehr als drei Minuten war das Gastspiel auch schon vorbei und Raab schwieg so lange, bis die Regie die Sendung beendete und schließlich einen offenbar zuvor schon aufgezeichneten Sportblock ausstrahlte. 

Bei RTL dürfte man indes nichts gegen die Störung einzuwenden haben, schließlich ist davon auszugehen, dass Stefan Raab ins Kölner Sendezentrum kam, um für seine Show "Du gewinnst hier nicht die Million" zu drehen, die in der kommenden Woche erstmals auch im Free-TV gezeigt werden soll - in direkter Konkurrenz zu "TV total" bei ProSieben (DWDL.de berichtete).

"Begrüßungsgeld" für Katja Burkard

Da passt es gut ins Bild, dass Raab wenig später ähnlich überraschend auch noch im Studio von "Punkt 12" vorbeischaute, um "Begrüßungsgeld" an Moderatorin Katja Burkard zu verschenken - und RTL nicht nur spontan daran hinderte, in die eigentlich fest eingeplante Werbepause zu gehen, sondern auch selbst am Gewinnspiel teilzunehmen, wenn auch ohne Erfolg.

Daneben verstrickte sich Raab in ein Gespräch mit "Frauke Ludowig und dem Adelsheini", wie er Burkard und den Royal-Experten Michael Begasse nannte. Als Begasse schließlich erklärte, dass er schon vor über 20 Jahren als Reporter über Stefan Raabs Auftritt beim Eurovision Song Contest berichtete, war auch Raab kurzzeitig sprachlos. "Da warst du schon bei RTL?", fragte er ungläubig, um kurz darauf boßhaft hinterherzuschieben: "Das heißt, keine Entwicklung mehr danach?" 

Bleibt abzuwarten, ob Stefan Raabs spontane Live-Auftritte bei RTL und ntv das Publikum neugierig auf seine Show gemacht haben. Zuletzt gab es "Du gewinnst hier nicht die Million" ausschließlich beim Streamingdienst RTL+ zu sehen, wo die Reichweiten jedoch rückläufig waren. Ob es denn etwas anderes sei, im Streaming oder im Fernsehen zu senden, wollte Katja Burkard von Stefan Raab noch wissen - und erhielt eine erstaunlich ehrliche Antwort: "Es ist scheißegal, wo wir das machen."

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