Selten hat eine polnische TV-Serie so viel Aufregung im deutschen Markt ausgelöst wie „Murderesses“, allerdings nicht mit der Story. Viel mehr ist die Synchronfassung zum Aufreger geworden, weil sich Zuschauerinnen und Zuschauer von Magenta TV über die auffallend schlechte Qualität beschwerten - und die Serie nur zwei Tagen nach der Deutschland-Premiere wieder offline genommen wurde. Des Rätsels Lösung lieferte der Abspann: Die deutsche Synchro der Viaplay-Serie wurde mit Hilfe von KI generiert. Ein wunder Punkt, nicht nur für die deutsche Synchro-Branche. 

Entsprechend aufmerksam wurde am Dienstag auch wahrgenommen, dass sich die Deutsche Telekom bei einer nachgelagerten Qualitätskontrolle dafür entschieden hat, diese Synchronisation nicht weiter anzubieten und die Serie in den kommenden Tagen im Original mit Untertitel wieder online nehmen will. Welchen Anteil daran letztlich die Unzufriedenheit mit der Qualität der Synchronfassung und welchen Anteil wiederum die Sorge vor einem Präzedenzfall hat, ist unklar.

Die betroffene sechsteilige Krimiserie ist ein polnisches Viaplay Original. Der ursprünglich aus Skandinavien stammende Streamingdienst hat in den vergangenen Jahren international expandiert - auch nach Deutschland. Hier sind die Inhalte von Viaplay einerseits beim TV-Angebot der Deutschen Telekom, also Magenta TV, integriert. Andererseits gibt es bei Prime Video auch einen kostenpflichtig zubuchbaren Viaplay Channel. Dort ist die Serie auch weiterhin online.

Viaplay © NENT Group
Was aber sagt Viaplay selbst zur deutschen Synchronfassung von „Murderesses“? Auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de bestätigt eine Sprecherin am Dienstag: „Dies ist das erste Mal, dass wir Hybrid AI für Deutschland verwenden, aber wir haben dieses Modell bereits für Synchronisationen in anderen Ländern eingesetzt.“ Und Viaplay erklärt, wie man bei der Umsetzung der deutschen Sprachfassung der Serie mit der technischen Hilfe des israelischen Synchro-Startups Deepdub vorgegangen ist.

„Bei ‚Murderesses‘ wurde eine hybride KI genutzt, bei der bestimmte Schauspieler für die Serie aufgenommen werden, aber nicht für jeden Satz. Die KI erstellte aus ihren Stimmen weitere Elemente, wobei jeder Satz von einem Redakteur überprüft und bei Bedarf angepasst wird. Die Serie wurde während des Prozesses von lokalen Experten überprüft, und wir haben eine deutsche Mitarbeiterin damit beauftragt, die Qualität zu überprüfen und zu bestätigen“, so eine Sprecherin von Viaplay. „Sie hat uns versichert, dass die Synchronisation von sendefähige Qualität ist.“

Weiter erklärt die Viaplay-Sprecherin gegenüber DWDL.de: „Ich kann auch bestätigen, dass wir die Zusicherung des Synchronstudios haben, dass die Übersetzung und Adaption zu 100% manuell durchgeführt wurde, ohne den Einsatz von KI oder maschineller Übersetzung. Alle Stimmen wurden in einem Synchronstudio (das auch mit Streamern und Broadcastern in Deutschland zusammenarbeitet) von drei Hauptsprechern unter der Aufsicht eines Synchronregisseurs aufgenommen; außerdem wurden 30 zusätzliche Stimmen aus der Deepdub-Sprachdatenbank verwendet.“

Die Audiomischung sei manuell und ohne den Einsatz von KI durchgeführt worden. Insgesamt seien laut Deepdub 35 Mitarbeitende mit der deutschen Synchronfassung befasst gewesen. Dass die Qualität der Synchronfassung letztlich allerdings so auffällig ist, dass sich der Viaplay-Vertragspartner Deutsche Telekom dafür entscheiden hat, die Serie wieder offline zu nehmen, kommentiert die Sprecherin der Viaplay Group auf Anfrage nicht.

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