Nur zwei Tage vor seiner Jahrespressekonferenz hat der Südwestrundfunk (SWR) überraschend angekündigt, den Umfang seiner in Eigenregie hergestellten Produktionen, spürbar verringern zu wollen. Eingestellt werden diese zwar nicht, der nun vorgestellte Reformplan sieht vor, dass Formate aus der Fiktion und Unterhaltung, die bislang am Standort Baden-Baden erstellt werden, ab 2026 schrittweise als Auftragsproduktionen an externe Produktionsfirmen vergeben werden. 

Clemens Bratzler © SWR/Patricia Neligan Clemens Bratzler
Tatsächlich hat der SWR zuletzt noch erstaunlich viele Formate selbst hergestellt - etwa seine "Tatort"-Reihen und die regionale Serie "Die Fallers", aber auch den "Tigerenten Club" und den "Schlager-Spaß mit Andy Borg". Das soll sich künftig ändern. "Diese strukturelle Entscheidung ist keine Entscheidung gegen die Formate, die hoffentlich noch lange zur DNA des SWR gehören, auch wenn wir sie künftig im Auftrag produzieren", sagte Clemens Bratzler, SWR-Programmdirektor für Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung. "Der schrittweise Ausstieg aus den Eigenproduktionen, die unsere Kolleginnen und Kollegen in exzellenter Qualität und mit viel Herzblut herstellen, ist ein schmerzhafter Einschnitt. Aber wir werden damit beweglicher und schaffen Raum für Neues. Damit machen wir uns zukunftsfest - im Sinne unseres Publikums."

Daneben hat der Schritt weitere Auswirkungen auf den Standort Baden-Baden. Der SWR plant nämlich zugleich eine Reduzierung seiner dortigen Studioflächen. Entlassungen stehen derweil zwar nicht im Raum, der Sender spricht aber davon, dass "die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren genutzt" werden soll, "um den notwendigen Umbau sozialverträglich zu gestalten". Nach Angaben von Technikdirektor Michael Eberhard sollen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb des SWR für neue Aufgaben qualifiziert werden oder bei der Produktion anderer Formate eingesetzt werden, die der Sender weiter selbst herstellt. "Perspektivisch stellen wir uns in der Produktion flexibler auf - das gesamte Leistungsprofil der Technik- und Produktionsbereiche wird auf Kernanforderungen und zukunftsorientierte Aufgaben ausgerichtet", so Eberhard.

Bekenntnis zum Standort Baden-Baden

Anke Mai © SWR/Alexander Kluge Anke Mai
In Baden-Baden will der SWR derweil künftig nicht zuletzt auf Audio setzen, schließlich kommen die Hörfunkwellen SWR Kultur, SWR3 und Das Ding von dort ebenso wie das Radioprogramm des medienübergreifenden Nachrichtenangebots SWR Aktuell. Aber auch die TV-Nachmittagssendung "Kaffee oder Tee?" soll weiter aus Baden-Baden gesendet werden. "Der SWR wird auch in Zukunft Maßstäbe bei Information, Kultur und Unterhaltung setzen. Dies gilt auch für den Standort Baden-Baden, zu dem wir uns klar bekennen und den wir als Audiostandort stark halten", stellte Anke Mai, Programmdirektorin für Kultur, Wissen und Junge Formate, klar. "Zudem wird hier die ARD-Audiothek inhaltlich verantwortet, die wir weiter stärken wollen."

SWR-Intendant Kai Gniffke: "Die Mediennutzung der Menschen verändert sich rasant und mit ihr der SWR. Dabei müssen wir verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Mitteln umgehen und werden deshalb künftig stärker Produktionsfirmen beauftragen, statt in eigene Studiokapazitäten zu investieren. Dadurch gewinnt der SWR an Flexibilität und stärkt gleichzeitig die Produzentenlandschaft."