Fast 30 Jahre lang verantwortete der Norddeutsche Rundfunk (NDR) innerhalb der ARD den Eurovision Song Contest. Nun gibt der Sender diese Aufgabe ab - an den SWR, der ab 2026 die Federführung übernehmen wird, wie jetzt bekannt wurde. Die ARD verweist darauf, dass die Landesrundfunkanstalten zunehmend ihre Kräfte bündeln, um sich "zu spezialisieren und damit an Schlagkraft zu gewinnen". Während sich der NDR unter anderem weiter auf Quiz- und Spielshows, Family-Entertainment, Satire und Comedy für die ARD konzentrieren wird, wandert die Zuständigkeit für die größte Musikshow Europas somit in den Südwesten.
Der Zeitpunkt überrascht
Gleichwohl überrascht der Zeitpunkt der Bekanntgabe, schließlich gehen die Vorbereitungen für den nächsten Vorentscheid derzeit in die heiße Phase. Zusammen mit Stefan Raab und der Kooperation mit RTL hatte der NDR jüngst noch einmal einen neuen Anlauf unternommen, an jene erfolgreiche Phase anzuknüpfen, die 2010 in Lena Meyer-Landruts ESC-Sieg gipfelte. Sollte Raabs neuer Schützling nun in Basel gewinnen, würde übrigens noch einmal der NDR das internationale Finale im kommenden Jahr verantworten. Ob eine weitere Zusammenarbeit mit Raab denkbar ist, wenn die Federführung zum SWR wechselt, ist jedoch völlig unklar. Sowohl Raab als auch Christine Strobl hatten bereits deutlich gemacht, dass einzig der Sieg zählt. "Nichts weniger als der Sieg rechtfertigt eine solche Zusammenarbeit", unterstrich Strobl kürzlich noch einmal (DWDL.de berichtete).
"Mit großer Leidenschaft" habe man den Wettbewerb über viele Jahre betreut. "Wir haben mit Lena gewonnen, aber auch oft hintere Plätze belegt. Viele strategische Überlegungen wurden angestellt, doch der ESC bleibt immer auch ein bisschen unkalkulierbar – und das ist auch gut so", sagte Strobl. "Wir haben uns in der ARD versprochen, Schwerpunkte zu setzen. Wir suchen nach Synergien und Arbeitsteilungen. Das bedeutet zuweilen auch, Liebgewonnenes loslassen zu müssen – so wie den ESC."
Der SWR will mit den inhaltlichen Planungen für die zukünftige Gesaltung des Eurovision Song Contests nach eigenen Angaben im Frühsommer beginnen. Man übernehme die Federführung "mit großer Vorfreude, aber mindestens genauso viel Respekt", sagte SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler - wohl wissend, dass die Aufgabe keine leichte sein wird. "Uns ist bewusst, dass wir in große Fußstapfen treten und die vielen Fans zu Recht ebenso anspruchsvoll wie kritisch sind."