Dass der RBB in der Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar Fehler gemacht hat, wurde spätestens da offensichtlich, als der Sender einige Beiträge in der Sache offline nehmen musste. Zur Erinnerung: Der Politiker sah sich Belästigungsvorwürfen ausgesetzt. Der RBB berichtete darüber unter anderem auf der Grundlage von eidesstattlichen Versicherungen. Erst später stellte sich heraus, dass es eine Person, die eine solche Erklärung abgegeben hatte, wohl gar nicht wirklich gibt. 

Am Freitag hat der RBB nun eine erste Fehleranalyse in der Sache vorgelegt - und die fällt wenig schmeichelhaft aus. Man habe in der Berichterstattung "schwerwiegende Fehler" gemacht, heißt es darin. Man habe Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan. Chefredakteur David Biesinger: "Wir bedauern diesen Fehler zutiefst und bitten Stefan Gelbhaar um Entschuldigung".

Konkret räumt der RBB jetzt wenig überraschend ein, dass man die Identität der vermeintlichen Zeugin nicht ausreichend überprüft habe - diese Person war für die Berichterstattung allerdings zentral. Nach RBB-Angaben bestand im Verlauf der Recherche lediglich telefonischer und schriftlicher Kontakt zu der Person. Die Bitte um ein Treffen sei dem Rechercheteam unter verschiedenen Vorwänden versagt worden. Die Zusendung einer Personalausweiskopie sei zwar zugesichert worden, letztlich habe man diese Kopie aber nicht erhalten. "Ein persönliches Treffen hätte in diesem Fall zwingend stattfinden müssen", heißt es nun vom RBB. 

Darüber hinaus räumt der RBB zwei weitere Fehler ein. So habe man in der "RBB24 Abendschau" vom 31. Dezember eine "nachgestellte Szene" gezeigt, die den Austausch des Rechercheteams mit der nach eigenen Angaben betroffenen Frau zeigen sollte. Weil das Gespräch aber ja gar nicht von Angesicht zu Angesicht stattgefunden hat, sei diese Darstellungsform nicht legitim gewesen. Und schließlich hätten auch in der Abnahme vereinbarte Abläufe und Standards nicht ausreichend gegriffen, weil nicht offen thematisiert worden sei, "dass niemand die Zeugin persönlich getroffen hat und somit von der Glaubwürdigkeit kein unmittelbarer Eindruck bestand".

Zwar sei man aufwendig getäuscht worden, so der RBB. Aber: "Das Problem liegt darin, dass er [der RBB, Anm.] sich hat täuschen lassen." RBB-Chefredakteur Biesinger hat jetzt außerdem noch eine externe Untersuchung der ganzen Sache angekündigt. Auf Wunsch der Intendantin werde eine unabhängige, extern besetzte Kommission mit der Untersuchung betraut, heißt es vom Sender. Nicht namentlich genannte Experten sollen analysieren, ob es noch weitere Fehler gegeben hat und welche Konsequenzen zu ziehen sind. "Um den Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden, übergebe ich die weitere Aufklärung in unabhängige Hände. Damit ist ein neutraler Blick gewährleistet, losgelöst von internen Strukturen und Zuständigkeiten", sagt Biesinger. 

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