Die Berichterstattung des RBB über die Vorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar beschäftigen nun auch die Gremien des öffentlich-rechtlichen Senders. Bereits am Mittwoch tagte der Programmausschuss des RBB-Rundfunkrats, um sich über die Recherche und Berichterstattung zu beraten. Doch offensichtlich gibt es noch Gesprächsbedarf, weshalb der Rundfunkratsvorsitzende Oliver Bürgel für die kommende Woche eine Sondersitzung angekündigt hat.

In Abstimmung mit den Mitgliedern des Programmausschusses soll die Sondersitzung des Rundfunkrats am Donnerstag, den 30. Januar einberufen werden, wie jetzt bekannt wurde. "Nach intensiver Diskussion in der gestrigen nichtöffentlichen Sitzung des Programmausschusses sehen die Mitglieder noch weiteren Diskussions- und Aussprachebedarf und empfehlen eine kurzfristige Befassung im Rundfunkrat", sagte Oliver Bürgel. 

Moshe Abraham Offenberg, Vorsitzender des Programmausschusses, erklärte: "Die Aussprache im Programmausschuss war geprägt von dem Wunsch, Einblick in die Abläufe und Prozesse zu erhalten, die im Haus zu dieser Situation geführt haben. Im Ergebnis haben wir als Ausschuss empfohlen, die Diskussion zur Causa Gelbhaar im Rundfunkrat fortzusetzen."

Chefredakteur räumt Fehler ein

Seit Ende Dezember steht der Grünenpolitiker Stefan Gelbhaar in den Schlagzeilen, weil mehrere Frauen gegen ihn Belästigungsvorwürfe erheben. Der RBB hatte darüber berichtet und sich unter anderem auf eidesstattliche Versicherungen von Frauen bezogen. Vor wenigen Tagen dann die Wende: Wie der RBB selbst berichtete, gibt es eine der Frauen - der Sender nennt sie Anne K. - sehr wahrscheinlich gar nicht. Der RBB hat inzwischen weite Teile der Berichterstattung gelöscht und Strafanzeige gegen die Person gestellt, die die falschen Erklärungen abgegeben haben soll.

RBB-Chefredakteur David Biesinger räumte ein, dass die hinter der eidesstattlichen Versicherung liegende Identität von der Redaktion "nicht ausreichend überprüft worden" sei. "Betrügerische Absicht und die kriminelle Energie, mit der unter großem Aufwand eine falsche Identität vorgespiegelt worden ist, haben dazu beigetragen, dass dieser Fehler geschah. "Journalistische Standards sind nicht vollumfändlich eingehalten worden", so Biesinger.

Mehr zum Thema