Es ist die Art von PR, die eine Partei vor einer Bundestagswahl überhaupt nicht gebrauchen kann: Seit Ende Dezember steht der Grünenpolitiker Stefan Gelbhaar in den Schlagzeilen, weil mehrere Frauen gegen ihn Belästigungsvorwürfe erheben. Der RBB berichtete darüber und bezog sich unter anderem auf eidesstattliche Versicherungen von Frauen. Nun gibt es jedoch erhebliche Zweifel an zumindest einer dieser Erklärungen.
Wie der RBB selbst berichtet, gibt es eine der Frauen, der Sender nennt sie Anne K., sehr wahrscheinlich gar nicht. Recherchen hätten jetzt zu einer grünen Bezirkspolitikerin geführt, "bei der für uns zweifelsfrei feststeht, dass sie sich in Gesprächen dem rbb gegenüber als Anne K. ausgegeben hat und unter diesem Namen auch eine eidesstattliche Versicherung abgab". Diese Frau bestreitet das, konnte nach RBB-Angaben aber auch keine Belege zur Existenz von Anne K. vorbringen.
Beim RBB spricht man von "Betrug" und hat nun sämtliche Beiträge, in denen es um konkrete Vorwürfe geht, aus dem Netz genommen. Das heiße aber nicht, das alle Vorwürfe, über die man berichtet habe, automatisch falsch seien. "Ein wesentlicher Vorwurf allerdings schon", räumt man beim Sender ein. Der RBB hat außerdem Strafanzeige gegen die betreffende Bezirkspolitikerin gestellt und auch die Ombudsstelle der Grünen über den Fall informiert. Nach Angaben des RBB gebe es Anhaltspunkte, dass die "bei der Ombudsstelle eingegangenen uns bekannten anonymen Meldungen ebenfalls von der Person stammen könnten, die sich gegenüber dem rbb als Anne K. ausgegeben hat".
Gelbhaar ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestags. Für die Bundestagswahl im Februar war er zunächst erneut als Direktkandidat im Wahlkreis Berlin-Pankow aufgestellt worden. Wegen der Vorwürfe zog er seine Kandidatur allerdings zurück, für ihn rückte Julia Schneider nach. Gelbhaar bestreitet die erhobenen Vorwürfe.