Die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redaktionsausschüsse (AGRA) hat die ARD für ihr "Kommunikationsdesaster" in der Sache Thilo Mischke kritisiert. Der Journalist sollte nach dem Willen der ARD-Führung eigentlich die Nachfolge von Max Moor in der Kultursendung "ttt" übernehmen. Nachdem er vor Weihnachten als neuer Co-Moderator neben Siham El-Maimouni vorgestellt wurde, hagelte es Kritik.
Die Debatte entzündete sich an Mischkes Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010, in dem er von einer Wette erzählt, derzufolge der namensgleiche Ich-Erzähler auf einer Weltreise mit 80 Frauen schlafen soll. Den Titel bezeichnete Mischke später als Fehler, das Buch trotz seines misogynen Inhalts aber noch 2021 explizit nicht. Mischke wurde darüber hinaus aber auch für weitere Aussagen, die weniger lang zurückliegen, kritisiert. Vor fünf Jahren sagte er, "die männliche Sexualität" basiere vielleicht auf "Vergewaltigung". Das sei, so Mischke, "etwas "Urmännliches".
Nachdem sich die Kritik an Mischke und der Entscheidung der ARD über Weihnachten immer weiter aufgebaut hatte, der Senderverbund aber eine klare Kommunikation vermissen ließ, erklärte man Anfang 2025, dass Mischke "ttt" nun doch nicht moderieren werde (DWDL.de berichtete). Der gesamte Vorgang habe nicht nur Mischke, sondern "vor allem die ARD" beschädigt, heißt es nun von der AGRA.
"Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht ohne Not schlecht da. Zum einen durch eine mangelhafte, verzagte Krisenkommunikation, in der niemand von den direkt Verantwortlichen für die Entscheidung Verantwortung übernommen und sie erklärt hat", heißt es von der Arbeitsgemeinschaft. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl habe sich zwar geäußert, "das aber nur vage und mit Verweis darauf, dass sie mit der Sache nichts zu tun hatte". Als Journalistinnen und Journalisten erwarte man von Behörden und Unternehmen zügige Rückmeldungen und vor allem Antworten auf Fragen, so die AGRA. "Das Medienunternehmen ARD aber selbst schafft es nicht, zeitnah auf öffentliche Kritik angemessen zu reagieren. Das ist für uns als AGRA ein Armutszeugnis."
Die AGRA fordert daher nun, Lehren aus dem ganzen Vorgang zu ziehen. Einerseits sollten die Verantwortlichen auch tatsächlich Verantwortung übernehmen, viel mehr fordert man aber ein verbrieftes Mitspracherecht für ähnlich gelagerte Fälle in der Zukunft. Wenn es im "Maschinenraum" künftig wichtige Personal- oder Richtungsentscheidungen gebe, müssten die Redaktionen angehört werden und "Voten abgeben können". Diese Meinungsäußerungen sollen die Verantwortlichen dann nicht ohne Weiteres übergehen können. Die AGRA fordert in diesem Zusammenhang einheitliche Redaktionsstatute.