Es verniedlicht inzwischen das Inferno in Los Angeles wenn man das, was vor weniger als zwei Tagen begann, noch als Waldbrände bezeichnet wird. Längst haben die stürmischen Winde die Funken und mit ihnen das Feuer in mehrere Nachbarschaften getragen und zerstört. Mit tragischen Konsequenzen, mehr als 1000 abgebrannten Gebäuden und bislang fünf Todesopfern. Durch die Rauchwolken über der Metropole, immer wieder Stromausfälle in benachbarten Stadtteilen, die weiträumigen Evakuierungszonen und ein entsprechendes Verkehrschaos ist die Feuer-Katastrophe in Los Angeles weit über die unmittelbar betroffenen Gebiete spürbar.
In der Nacht zu Donnerstag deutscher Zeit, also am frühen Mittwochabend Ortszeit, hat das Feuer dann aber auch Hollywood selbst erreicht. Jener Stadtteil, der mit seinen Hollywood Hills oft Inbegriff für Los Angeles ist. Bislang war der vielleicht berühmteste Teil der kalifornischen Metropole noch mehrere Kilometer entfernt von Brandherden. Doch inzwischen brennt es auch in den Hollywood Hills südlich des bekannten Mullholland Drive in der Nähe des Runyon Canyon, der als beliebtes Lauf- und Wandergebiet bekannt ist. Evakuierungen sind bereits weiträumig angeordnet - bis runter zum Hollywood Boulevard.
Damit hat das Feuer auch ganz real den Stadtteil Hollywood erreicht. Hollywood als Synonym für die Entertainment-Industrie in Los Angeles, hat aber schon früher Konsequenzen gezogen aus dem Ausnahmezustand in der Stadt. Zahlreiche Film- und TV-Produktionen wurden gestoppt. Auf den Produktionsgeländen von Warner Bros. und Universal Studios in Burbank, nördlich von Los Angeles und den Hollywood Hills, wurde am Mittwoch nicht wie geplant für Serien wie “Hacks,” “NCIS,” “Grey’s Anatomy,” “Suits LA” and “Ted” gedreht.
Beide Studio-Gelände, sowie das ebenso in Burbank beheimatetet Disney, stellten den Betrieb ein bzw. arbeiteten nur mit Notbesetzung. Auch der Universal Studios-Freizeitpark blieb geschlossen. Das Studio der Gameshow “The Price Is Right“ (CBS) liegt sogar unmittelbar in der Evakuierungszone eines östlichen Brandherdes. Doch auch „unten“ im eigentlichen Hollywood wurden am Mittwoch Aufzeichnungen von „Jimmy Kimmel Live“ (ABC) und „After Midnight“ (CBS) abgesagt. In weiser Voraussicht, wie sich inzwischen herausgestellt hat.
Unpassend erschien die Produktion von Unterhaltungsprogrammen während eine ganze Stadt inzwischen im Ausnahmezustand ist. Dazu kam laut Berichten von US-Branchenmedien der Wunsch, Mitarbeitende nicht vor die Entscheidung stellen zu müssen, sich zwischen Hilfeleistung bzw. Rettung eigener Habseligkeiten und der Arbeit entscheiden zu müssen. Außerdem will man bei den Shows mit Publikum nicht zusätzlich Menschen in Gefahr und Verkehr auf die Straßen bringen.
Abgesagt wurden auch mehrere Film-Premieren in der Stadt sowie zahlreiche Screenings möglicher Oscar-Anwärter, die in diesen Wochen im Kampf um die Gunst der Academy-Mitglieder abgehalten werden. Die Absagen betrafen am Dienstagabend u.a. schon die Premieren von “Unstoppable” and “Wolf Man”, am Mittwochabend das Robbie WIlliams-Biopic “Better Man” and die Premiere der neuen Max-Serie “The Pitt“. Die für den Donnerstagabend geplante Premiere von „The Last Showgirl“ wurde ebenfallsbereits abgesagt.
Die für das kommende Wochenende geplante Verleihung der Critics Choice Awards in Santa Monica wurde um zwei Wochen verschoben - und auch die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen wurde kommende Woche vorsorglich um zwei Tage geschoben. Doch das ist nur die Branchensicht auf die Katastrophe. Weitaus akuter wird in der Nacht zu Donnerstag für Hollywood aber erst einmal der neue Brandherd. In der jüngsten Evakuierungszone liegen neben dicht besiedelte Wohngebieten auch das Dolby Theatre, in dem seit Jahren die Oscars verliehen werden, und das Outdoor-Theater Hollywood Bowl. Und unmittelbar an der Grenze: das Studio von "Jimmy Kimmel Live".