Kaum mehr als eine Woche ist es her, dass Thilo Mischke als Nachfolger von Moderator Max Moor beim ARD-Kulturmagazins "ttt - titel thesen temperamente" vorgestellt wurde. "Ab jetzt Krieg und Krise und Kultur", kommentierte Mischke seinen neuen Job - nicht ahnend, dass seine Personalie selbst eine Krise auslösen würde. Tatsächlich sah sich die "ttt"-Redaktion über die Weihnachtstage hinweg massiver Kritik ausgesetzt, die unter anderem mit einem vor 14 Jahren erschienenen Buch des Reporters zusammenhängt.
"In 80 Frauen um die Welt" heißt das Werk, das von einer Wette erzählt, wonach der namensgleiche Ich-Erzähler auf einer Weltreise mit 80 Frauen schlafen soll. Bereits 2021 äußerte sich Mischke schon einmal in seinem Podcast zur Kritik an seinem Buch. Er lese daraus bei Lesungen nicht mehr vor, weil er sich "ein bisschen dafür schäme". Der Buchtitel, räumte er ein, sei ein Fehler gewesen, das Buch selbst allerdings nicht.
Für zusätzliche Kritik an Mischke als "ttt"-Moderator sorgen aber auch Aussagen, die Mischke vor fünf Jahren tätigte. In seinem Podcast verbreitete er damals die These, "die männliche Sexualität" basiere vielleicht auf "Vergewaltigung". Das sei, so Mischke, "etwas "Urmännliches".
Während Thilo Mischke in der aktuellen Debatte bislang schweigt, versuchte die ARD in den vergangenen Tagen, den Imageschaden zu begrenzen. So habe sich Mischke seit 2010 "sehr ernsthaft und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild und teilweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt", teilte der Sender mit. Mischke distanziere sich heute nicht nur von Titel und Inhalt des Buches, sondern habe auch "erstritten, dass dieses nicht wieder aufgelegt wird". In den sozialen Netzwerken wiederum entgegnete die "ttt"-Redaktion, andere Vorwürfe seien aus dem Zusammenhang gerissen. "Wir freuen uns auf ihn und seine Sicht der Kultur."
Erledigt war die Sache damit aber offenkundig nicht. In einem weiteren Statement teilte "ttt" jetzt auf Instagram mit: "Wir hören euch." Man verstehe "ttt" als Marke, "die sich konsequent mit Themen wie Sexismus und toxischer Männlichkeit auseinandersetzt". Feministische Perspektiven würden die Arbeit prägen und diese Werte seien "nicht verhandelbar". Und weiter: "Wir nehmen eure Kritik ernst. Deswegen gibt es bereits seit Tagen intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen."
Man bitte nun um Zeit, so die Redaktion, die zugleich versicherte: "Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus." An Zeit mangelt es nicht: Mischkes erste "ttt"-Sendung ist für Mitte Februar geplant.