Kaum sind eineinhalb Jahre vergangen, gibt es jetzt auch offiziell eine Entscheidung: Das Bundeskartellamt sieht aktuell nach eigenen Angaben "keinen Spielraum für eine gemeinsame Fernsehvermarktung von RTL und RTLzwei". Eine entsprechende Mitteilung hat die Behörde jetzt auf ihrer Webseite veröffentlicht. Überraschend kommt die Entscheidung freilich nicht mehr, bereits am Dienstag berichtete DWDL.de, dass die Wettbewerbshüter das Vorhaben nicht genehmigen werden.
RTLzwei und die Ad Alliance hatten das Vorhaben im Sommer 2023 beim Bundeskartellamt angemeldet. Eigentlich sollte der Wechsel von El Cartel hin zur Ad Alliance schon zu Beginn des Jahres 2024 erfolgen, doch weil die Prüfung des Bundeskartellamts länger dauerte als zunächst gedacht, verschob man den geplanten Vermarkterwechsel auf 2025. Nun steht fest: Es bleibt alles beim Alten, RTLzwei wird auch künftig von El Cartel vermarktet.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärt: "Die Realitäten in der Medienwelt sind in Bewegung. Deshalb haben wir uns ganz genau angeschaut, ob es angesichts der sich ändernden Sehgewohnheiten hinnehmbar sein könnte, dass RTL und RTLzwei bei der Werbevermarktung zusammenarbeiten." Dafür habe man den Markt in mehreren Runden befragt. Dabei habe sich jedoch gezeigt, dass das lineare Fernsehen beim Bewegtbild-Werbeflächenangebot "nach wie vor sehr stark ist".
Mundt weiter: "Neue Player wie Netflix, Amazon Prime oder Disney stoßen zwar in diesen Bereich vor, erreichen aber bislang nicht das Gewicht, dass die dort platzierte Werbung einen nachhaltigen Druck auf die Platzierung von Werbung im linearen Fernsehen ausübt. RTLzwei ist aktuell immer noch eine wichtige Ausweichalternative gegenüber den beiden führenden Anbietern RTL und ProSiebenSat.1. Eine Vermarktungskooperation würde zu klaren Nachteilen für den Wettbewerb und sehr wahrscheinlich höheren Preisen für die Werbekunden führen."
"Für diese Entscheidung haben wir angesichts der uns mitgeteilten Begründung kein Verständnis."
Stephan Schmitter, CEO RTL Deutschland
Das Verfahren war von Beginn an kein Selbstläufer. Nachdem das Bundeskartellamt RTLzwei und der Ad Alliance bereits im Oktober 2023 eine kritische Rückmeldung gegeben hatte, hätten die Unternehmen aber an dem Vorhaben festhalten wollen, so die Wettbewerbshüter. Im Frühjahr 2024 äußerte man sich erneut kritisch, so das Kartellamt. Daraufhin hätten die Unternehmen ihr Vorhaben modifiziert - aber auch mit den nicht näher benannten Änderungen will man das Vorhaben jetzt nicht durchwinken.
Das sagen RTL und RTLzwei
Gespräche mit allen wichtigen Marktteilnehmern
Das Bundeskartellamt führt in seiner Mitteilung übrigens auch noch ein wenig detaillierter aus, wieso es den Zusammenschluss kritisch sieht. So heißt es, dass die in den digitalen Medien zur Verfügung stehenden Video-Werbeflächen nur in begrenztem Umfang mit der Wirkung von Fernsehwerbeflächen zu vergleichen seien. "Größere Vergleichbarkeit besteht bei Video-Werbung auf Streaming-Angeboten wie Amazon, Netflix und Disney, deren Angebot derzeit aber in erster Linie bezahlpflichtig und nur ergänzend werbefinanziert ist." Die einschlägigen Werbeangebote hätten aktuell noch kein so "erhebliches Marktgewicht, dass sie in naher Zukunft die starke Stellung der RTL-Gruppe im Bereich der Bewegtbildwerbung nachhaltig in Frage stellen". Und Werbung auf Social Media erfülle gänzlich andere Zwecke als TV-Werbung.
Der nun erfolgten Entscheidung des Kartellamt sind umfangreiche Befragungen und Ermittlungen vorausgegangen. So wurden im Herbst 2023 alle wesentlichen Mediaagenturen und 30 große Werbetreibende schriftlich befragt. Im Frühjahr 2024 folgten Gespräche mit den fünf größten Mediaagenturen und allen potentiell relevanten Wettbewerbern im TV- und Online-Bereich. Auch zu dem modifizierten Vorhaben hat man den Markt noch einmal befragt.