Eines ist im deutschen Politikbetrieb so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn TV-Sender im Vorfeld von Landtags- oder Bundestagswahlen festlegen, welche Personen sie zu Diskussionsrunden oder Duellen einladen, gibt’s regelmäßig Kritik - meist von denen, die nicht eingeladen sind oder solchen Parteien und Personen, die sich nicht richtig repräsentiert fühlen. So ist es auch jetzt wieder, nachdem sowohl ARD und ZDF als auch RTL ihre ersten Pläne für ein TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Chef Friedrich Merz vorgestellt haben.
Bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern sollen Scholz und Merz am 9. Februar gegeneinander diskutieren - übrigens in Konkurrenz zum Finale der neuen Dschungelcamp-Staffel. Das dürfte schon ein in sich spannendes Duell sein. RTL zieht dann eine Woche später, am 16. Februar, nach. Alle Sender haben aber auch angekündigt, mit den anderen Parteien in Gesprächen für TV-Formate bzw. Duelle zu sein. ARD und ZDF haben etwa auch Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck und AfD-Chefin Alice Weidel für eine gesonderte Runde angefragt.
Vor allem bei den Grünen hat man sich am Dienstag aber auf die Öffentlich-Rechtlichen eingeschossen. "Die Zeiten der beiden großen Volksparteien sind vorbei. Das wissen alle. Der Öffentlich-Rechtliche noch nicht?", schrieb die Grünen-Co-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann unter anderem auf Threads. "Hatten wir 2021 noch ganz selbstverständlich mehrere TV-Trielle, schwenkt man jetzt auf SPD : CDU. Das bildet unser Land nicht ab." Und die zweite Fraktionsvorsitzende, Katharina Dröge, empörte sich unter anderem auf Bluesky: "Sagt mal Das Erste und ZDF ist das wirklich ernst gemeint? Nur SPD & CDU einzuladen? Mit freundlicher Unterstützung zurück zur GroKo?"
Und auch andere Grünen-Politiker äußerten ihr Unverständnis ob der Einladungspraxis der Öffentlich-Rechtlichen. Der Grünen-Wahlkampfmanager Andreas Audretsch gab gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" zu Protokoll, dass ARD und ZDF ihre "Entscheidung noch mal überdenken" sollten.
Kritik kommt derweil auch von der AfD, die Partei hat auch schon eine juristische Prüfung des Sachverhalts angekündigt. "Dass die AfD als Partei mit den aktuell zweitbesten Umfragewerten wieder in ‘Ameisenrunden’ verschwinden soll, wird aktuell juristisch geprüft", sagte der Sprecher von Alice Weidel gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Gleichzeitig beklagte er, dass die AfD wie angeblich schon 2021 ausgeschlossen werden solle. ARD und ZDF hatten damals ein Triell veranstaltet - mit Olaf Scholz, Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne). "Nun hat man neue Maßstäbe angelegt, wonach der aktuelle Kanzler gegen den vermeintlich aussichtsreichsten Herausforderer antreten darf." AfD-Chefin Alice Weidel sprach von einer "Farce".
ARD und ZDF haben ihre Entscheidungen am Dienstag noch einmal verteidigt. "ARD und ZDF laden zu einem Duell zwischen Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) und dem Herausforderer mit den besten Aussichten auf die Nachfolge, Friedrich Merz (CDU)", erklärte das ZDF. Und von der ARD hieß es, man mache ein Duell mit dem Kandidaten, der bei der letzten Bundestagswahl die meisten Stimmen erhalten habe - und der Person, die laut Umfragen derzeit "deutlich vorne liegt". Man veranstalte kein Kanzler-Duell und weil es zwei weitere Parteien gebe, die seit der letzten Wahl konstant bei mehr als zehn Prozent lägen, hätte man auch deren Spitzenkandidaten zu einem Duell eingeladen - gemeint sind Grüne und AfD.
Ob das Duell zwischen Habeck und Weidel bei ARD und ZDF tatsächlich stattfindet, ist noch nicht klar. Fest steht schon jetzt, dass die beiden Sender am 20. Februar eine "Schlussrunde" mit allen Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten planen. Auch RTL kündigte bereits an, sich mit den anderen Parteien noch in Gesprächen zu befinden. Der Privatsender wollte ursprünglich drei Duelle an einem Abend senden. ProSiebenSat.1 hat derweil noch keine Details zu möglichen Duellen oder sonstigen Wahl-Formaten verraten.