Die Woche der Entscheidung war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte: Der WDR hat sich am Montag mit den Gewerkschaften DJV, Verdi, Unisono und VRFF nicht auf einen neuen Vergütungstarifvertrag einigen können. Damit steht nun fest, dass sich eine Lösung im Tarifkonflikt bis ins neue Jahr zieht. Die nächste Verhandlungsrunde ist erst für den 31. Januar angesetzt. 

Am Montag wurde lediglich über die künftige Vergütung der festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verhandelt. Dieses Ergebnis soll dann auch auf die Freien übertragen werden, hier will der WDR mit den Gewerkschaften aber erst einen neuen Honorarrahmenvertrag aushandeln. Die Gespräche dazu sollen noch in dieser Woche fortgesetzt werden. Anders als bei der Vergütung sind die Gräben hier aber noch viel tiefer (DWDL.de berichtete).

Dass sich die Tarifparteien am Montag nicht einmal auf ein neues Vergütungsmodell einigen konnten, kommt durchaus überraschend. Zuletzt war man sich jeweils entgegengekommen und es hatte bereits Signale für einen Abschluss gegeben. Das ist nun offenbar aus mehreren Gründen nicht passiert - die Gewerkschaften kommunizieren hier unterschiedlich. 

Nach Angaben des VRFF sei man sich nahezu einig gewesen. Demnach sei eine lineare Steigerung der Gehälter um 4,71 Prozent ab Januar 2025 vereinbart worden, zusätzliche 1,23 Prozent sollten 2026 folgen. Hinzu kommen diverse Einmalzahlungen und eine Erhöhung des Kinderzuschlags. Es sind Angaben, die der WDR zuvor auch schon so bestätigt hatte. Man sei daher "mit einem guten Gefühl in die Verhandlungen gestartet", heißt es nach der Verhandlungsrunde vom VRFF. Gescheitert ist die Einigung nach Angaben der Gewerkschaft dann aber an offenen Fragen zur "besonderen jährlichen Zahlung". Diese wolle die Verhandlungskommission des WDR zunächst noch mit der künftigen Intendantin Katrin Vernau klären. 

Unversöhnlicher klingen Verdi, DJV und Unisono, die ohne den VRFF kommunizieren. In einem Schreiben an die Mitglieder unter der Überschrift "Weiß der WDR, was er will. Angebot teilweise zurückgenommen – oder doch nicht?" greifen die Gewerkschaften den WDR scharf an. So habe der WDR sein Angebot (4,71 + 1,23 Prozent Steigerung) zunächst wiederholt, dann aber auch erklärt, man wisse nicht, "ob das von der politischen Entwicklung bis 2026 auch eingelöst werde". Nach Gewerkschaftsangaben sind die 1,23 Prozent Steigerung ab 2026 also unter Vorbehalt - wobei unklar ist, wie genau dieser Vorbehalt aussehen soll. 

Beim WDR bestreitet man gegenüber DWDL.de, einen entsprechenden Vorbehalt ausgesprochen zu haben. Eine Unternehmenssprecherin sagt, dass man die Gewerkschaften lediglich darauf hingewiesen habe, "dass ein Angebot von 6 Prozent keine Selbstverständlichkeit ist und man es eigentlich unter Vorbehalt stellen müsste - in einer Zeit, in der sich alle 16 Bundesländer gegen eine schnelle Anhebung des Rundfunkbeitrags ausgesprochen haben und noch nicht absehbar ist, wann das Bundesverfassungsgericht sich mit diesem Thema befasst." Die finanzielle Situation sei unsicher und man habe keinen Spielraum für weitere Zugeständnisse, so die Sprecherin weiter. "Die Gewerkschaften hingegen fordern zusätzliche dauerhafte Gehaltskomponenten." Man habe am Ende der Verhandlungsrunde aber deutlich gemacht, dass der WDR weiterhin zu seinem Angebot der 6 Prozent (4,71 Prozent ab Januar 2025 und weitere 1,23 Prozent ab Januar 2026) stehe.

Verdi, DJV und Unisono gehen nun jedenfalls auf die Barrikaden: "Die Gewerkschaften zweifeln deshalb an, was der WDR in seiner Mitteilung zu den heutigen Verhandlungen schreibt. Dort steht kein Wort von dem Vorbehalt. Weiß der WDR, was er will? Oder sagt er den Gewerkschaften das eine und der Belegschaft das andere?"

Offenbar haben die Tarifparteien am Montag miteinander gesprochen. Ob dabei auch zugehört wurde, ist angesichts der aktuellen Situation aber unwahrscheinlich. 

Hinweis (13:23 Uhr): Wir haben den Text um die Stellungnahme des WDR ergänzt.